«Andrzej Duda - to sie uda» (Andrzej Duda, das gelingt) warb sein Wahlkampfteam für den Krakauer Juristen, der am 16. Mai mitten im Wahlkampf seinen Geburtstag feierte. Das wohl schönste Geschenk kam jetzt: die Wahl ins Präsidentenamt.
Auf Stimmenfang mit den «Dudagirls»
Im Endspurt des Wahlentscheids erinnerten Auftritte des promovierten Juristen an amerikanischen Wahlkampfstil: Sprechchöre, weiss-rote Luftballons, Konfetti - und die jungen Wahlkampfhelfer mit dem Porträt des Kandidaten auf dem T-Shirt, allen voran die «Dudagirls».
Zwei Frauen erwiesen sich schon im ersten Wahlgang als Trumpf: Ehefrau Agata, eine Lehrerin, und Tochter Kinga, eine Jurastudentin, die auch bei der Twittergemeinde für den «besten Vater der Welt» warb. Agata Duda kam bei den Wählern so gut an, dass die Wahlkampfstrategen der nationalkonservativen Partei «Recht und Gerechtigkeit» (PiS) sie gleich für einen ganzen Wahlkampfspot einspannten.
Familienvater mit Sinn für die Alltagssorgen der Landsleute
Der Jurist und Europaparlamentarier, der für die meisten Polen zu Beginn des Wahlkampfs ein Unbekannter war, lag schon im ersten Wahlgang vor zwei Wochen überraschend vor dem scheidenden Präsidenten Komorowski.
Duda präsentierte sich als Familienvater mit Sinn für die Alltagssorgen und Geldnöte der Polen. Duda ist mit einer Lehrerin - Agata - verheiratet und Vater einer Tochter, mit beiden zusammen ging er am Sonntag ins Wahllokal. Sein Schwiegervater ist der Schriftsteller, Dichter und Literaturkritiker Julian Kornhauser.
Überraschende Bündnispartner: Gewerkschaften
Im Wahlkampf versprach Duda, er wolle das von der liberalkonservativen Regierung angehobene Rentenalter wieder auf 65 Jahre senken und Steuererleichterungen schaffen. Angesichts solcher Aussichten stellte sich auch die Gewerkschaft Solidarnosc hinter Duda.
Doch was wird sich durch den Generationswechsel im Amt wirklich ändern? Im Augenblick des Triumphs suchte er den Brückenschlag über Parteigrenzen hinweg: «Ich will, dass man in fünf Jahren sagt, dass Duda der Präsident aller Polen ist», sagte der 43-jährige Jurist. Duda gilt vielen nun als der neue Politstar der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS).
Warnende Stimmen
Verbindlich, sympathisch, nicht so aggressiv wie PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski, hatte er in den vergangenen Wochen Sympathien gesammelt - auch wenn die Töne in den beiden Fernsehdebatten der vergangenen Tage deutlich schärfer geworden waren. Mit dem Versprechen, das Rentenalter wieder zu senken, sicherte sich Duda die Unterstützung der Gewerkschaften, mit seiner Kritik an künstlicher Befruchtung sammelte er Pluspunkte bei konservativen Katholiken.
Doch es gab auch warnende Stimmen: fünf ehemalige Aussenminister hatten vor der Wahl an die Zeit erinnert, als mit dem 2010 tödlich verunglückten Lech Kaczynski ein Nationalkonservativer Polens oberster Repräsentant war. Polens Aussenpolitik sei damals von Komplexen und Konflikten mit wichtigen Partnern in der EU und von Dauerspannungen mit dem wichtigen Nachbarn Deutschland geprägt gewesen. In Zeiten des Ukraine-Konflikts dürfe es keine Neuauflage einer solchen Politik geben.
Querschüsse Richtung EU und Berlin
In den Fernsehdebatten der vergangenen Woche erinnerte einiges in Dudas Rhetorik in der Tat an die vergangenen Warschauer Querschüsse Richtung Berlin oder Brüssel.
Polen müsse seine nationale Identität auch in der EU bewahren, seine nationalen Interessen verfolgen, betonte Duda. Das klingt wie ein Zugeständnis an diejenigen Wähler, die von tiefem Misstrauen gegen ein Europa geprägt sind, in dem homosexuelle Paare heiraten können, ein liberales Abtreibungsrecht herrscht und Sexualerziehung an den Schulen selbstverständlich ist.
In ländlichen Regionen verankert
Nach dem Wahlkampf sucht Duda nun seine Rolle als «Präsident aller Polen» - doch wird das gelingen? Im ersten Wahlgang war die tiefe Spaltung der polnischen Gesellschaft deutlich geworden. Duda dominierte im Osten und Süden des Landes, in den ländlichen Regionen, bei den Menschen, deren Bindung an die Kirche eng ist und die sich mit den Traditionen Polens verbunden fühlen, diffuse Ängste vor einem zu grossen Einfluss der EU auf die polnische Politik haben.
Für Komorowski stimmten vor allem die Wähler im Norden und Westen des Landes mit ihrer traditionellen Nähe zum Westen, sowie Einwohner der Grossstädten. Doch nun hat Duda nach den Prognosen 20 Prozent der Wähler, die vor fünf Jahren Komorowski die Stimme gaben, für sich gewinnen können.
Gegenwind für Regierung
Duda selbst ist Abgeordneter im Europaparlament, er betont, er könne auch mit Politikern zusammenarbeiten, deren Ansichten sich von den eigenen unterscheiden.
Die liberalkonservative Regierungschefin Ewa Kopacz muss sich nun allerdings auf Gegenwind aus dem Präsidentenpalast gefasst machen. Denn das polnische Staatsoberhaupt kann mit eigenen Gesetzesinitiativen und seinem Vetorecht über reine Repräsentationspflichten hinaus aktiv in die Politik eingreifen.