Als historischen Tag bezeichnete US-Präsident Barack Obama den 1. Oktober. Denn als am Dienstag ein Kernstück seiner Gesundheitsreform in Kraft trat, sollten Millionen Amerikaner in eigens geschaffenen Gesundheitsbörsen im Internet nach einer passenden Krankenversicherung suchen können. Das Ziel: 95 Prozent der 310 Millionen Amerikaner sollen durch «Obamacare» abgesichert werden.
Für unzählige Menschen begann der «historische Tag» allerdings erst einmal mit Fehlermeldungen. Denn die über Jahre entwickelte Internetseite «HealthCare.gov» hielt dem gewaltigen Ansturm kaum stand. 2,8 Millionen Mal wurde die Seite innerhalb der ersten 16 Stunden besucht. 81‘000 Menschen riefen die kostenlose Hotline an, berichtete das US-Gesundheitsministerium.
Nur äusserst schleppend luden die Seiten wegen der grossen Nachfrage, meldeten US-Medien. In Kalifornien brauchte ein Mann drei Stunden, um sich anzumelden, berichtete die «Washington Post».
Obama nimmt‘s gelassen
Obama relativierte die technische Pannen: «Bedenken Sie, dass Apple vor ein paar Wochen ein neues Betriebssystem herausgebracht hat. Und binnen weniger Tage haben sie einen Fehler gefunden und ihn behoben», sagte er. «Ich erinnere mich nicht daran, dass irgendjemand vorgeschlagen hat, den Verkauf von iPhones und iPads einzustellen. Oder dass jemand damit gedroht hat, das Unternehmen zu schliessen.»
Worauf Obama anspielte, war ein Fehler, bei dem Fremde die Eingabe des Sicherheitscodes im mobilen Betriebssystem iOS 7 umgehen konnten. Sie bekamen damit Zugriff auf bestimmte persönliche Daten, was Apple schnell abstellte.
«Wir hängen uns nicht an Fehlern auf. Wir gehen an die Arbeit, wir stossen Sachen an, bringen Dinge nach vorne und sorgen dafür, dass es läuft», sagte Obama an die Adresse der Republikaner gerichtet.
Viele Gegner sind nicht gegen eine Krankenversicherung
Obwohl die US-Bürger Umfragen zufolge eher gegen «Obamacare» sind, scheint sich die Stimmung ein wenig zugunsten der Reform gedreht zu haben. Laut einer Umfrage von Kaiser Health vom September waren zwar 33 Prozent der Amerikaner für die Reform und 43 Prozent dagegen. Doch ein Grossteil der Gegner meint lediglich, dass die Reform in Teilen zu weit oder nicht weit genug geht.
Kritiker fürchten, dass die Neuerung zu einer Kostenexplosion führt und Arbeitsplätze vernichtet. Befürworter hoffen dagegen auf Versicherungsschutz für mehr Bürger. Einer Analyse von PricewaterhouseCoopers zufolge werden durch die Reform etwa 30 Millionen Amerikaner zusätzlich versichert.