Ein heftiger Gewittersturm hatte am Samstagabend die Hauptstadt Skopje getroffen. Die starken Regenfälle wurden von Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometer begleitet. Besonders betroffen waren die nordöstlichen Vororte von Skopje.
Die vorläufige Bilanz des Unwetters: Mindestens 21 Menschen kamen ums Leben, 1000 Menschen seien mit zum Teil lebensgefährlichen Verletzungen in Sicherheit gebracht worden. Laut Polizeiangaben werden nach wie vor Menschen vermisst. Die Suche nach ihnen dauere noch an.
«Apokalyptische Szenen»
Über Skopje und die Stadt Tetovo im Nordwesten des Landes verhängte die Regierung den Ausnahmezustand. Die Einsatzkräfte wurden bei den Aufräumarbeiten von Soldaten unterstützt. Regierungschef Nikola Gruevski brach seinen Urlaub ab und kehrte nach Skopje zurück. Die Regierung will am Montag für die Grossregion Skopje den Krisenfall ausrufen.
«Es waren apokalyptische Szenen», beschrieben Reporter der örtlichen Zeitung «Telegraf» die Lage: Autos wurden von der Ringautobahn weggespült, Helikopter suchten das Gelände nach Überlebenden ab. Schlamm, umgeknickte Bäume, herausgebrochene Steine überall. Das Dorf Stajkovci ganz am Stadtrand ist besonders schwer getroffen.
«Das waren Szenen wie im Katastrophenfilm», schildert das Blatt die Lage in seiner Onlineausgabe: Autos und landwirtschaftliche Maschinen wurden wie Spielzeug durchs Dorf gespült.
Der Stadtpräsident von Skopje sprach von einer «noch nie dagewesenen Katastrophe». Binnen zwei Stunden fielen laut dem Wetterdienst 93 Liter Regen pro Quadratmeter in Skopje – rund die Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge für den gesamten Monat August. Der Starkregen führte zu Überschwemmungen und Erdrutschen.
Eine Atempause für die Helfer und die betroffenen Menschen dürfte es kaum geben: Für Sonntagabend waren bereits neue Fluten angekündigt.