Laut bislang vorliegenden Informationen hat die getestete Kernwaffe eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen gehabt. «Dies ist rund die Hälfte der Sprengkraft jener Bombe, die 1945 über Hiroshima abgeworfen wurde», sagt Emmanuel Egger, Chef Nuklearfragen beim Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Die stärkste je getestete Atombombe habe eine Sprengkraft von 50‘000 Kilotonnen gehabt.
Deshalb gehen Experten davon aus, dass Nordkorea eine miniaturisierte Bombe getestet haben könnte, die auch auf einer Rakete transportiert werden könnte.
Oberirdische Tests seit 50 Jahren verboten
Bei einer Atombombe wird der Atomkern aus Uran-235 oder Plutonium-239 gespalten, führt Egger weiter aus. Unmittelbar nach der Detonation entsteht eine hohe Strahlung, die für Menschen in der unmittelbaren Umgebung tödlich sein könnte. Auch Hitze- und Druckwellen können Menschen umbringen und Gebäude und Infrastruktur zerstören.
Hätte der Test über der Erdoberfläche stattgefunden, hätten sich radioaktive Spaltprodukte wie Cäsium 137 oder Strontium 90 in der Atmosphäre verteilt. Dies hätte laut Egger weite Gebiete kontaminieren können. Oberirdische Tests sind daher seit 1963 verboten.
Bei unterirdischen Tests, die Kilometer tief in einem Gebirge stattfinden in Räumen, die durch meterdicke Betontüren verschlossen sind, treten laut Emmanuel Egger keine Spaltprodukte und auch keine Strahlung aus. Ausserhalb des Gebirges sollten keine Schäden entstehen. Bei unterirdischen Tests können allenfalls einige Edelgase wie Xenon und Argon nach einigen Tagen oder Wochen aus dem Gebirge austreten. «Dies stellt aber keine Gefahr für Menschen dar», betont Egger.
Explosion mit gleichem Effekt wie Erdbeben
Es müsse jedoch gewährleistet sein, dass der Test tief genug unter der Erde stattfindet. Dabei wird auch die Zusammensetzung des Gesteins berücksichtigt. «Beim letzten nordkoreanischen Atombombentest von 2009 beispielsweise konnte keine der sehr empfindlichen Messanlagen ausserhalb des Landes ein Austreten von Radioaktivität feststellen», so der Nuklearexperte.
Bei einem solchen Atomwaffentest besteht jedoch ein zweites Risiko: das eines Erdbebens. Bei einem Erdbeben rutschen zwei Gesteinsstücke aneinander vorbei. Bei einer Explosion werden die Gesteinsstücke auseinander gedrückt. Der Effekt ist gemäss wie Stephan Husem, Seismologe beim Schweizerischen Erdbebendienst, derselbe.
Nach der Detonation wurde ein Beben von 4,9 auf der Richterskala registriert. Ein Wert, der auch in der Schweiz aufgezeichnet worden ist, wie Stephan Husem bestätigt.
Eine solche Stärke sei durchaus realistisch. Dies sei ein mittelgrosses Erdbeben, wie es häufig überall auf der Welt vorkomme. «Läge das Epizentrum in einem Wohngebiet, gäbe es Schäden», sagt Husem. Doch die Atomwaffentests fänden in einsamen Gegenden statt.
Somit bleibt der Nukleartest der Nordkoreaner vorerst ohne Konsequenzen. Doch aus Pjöngjang wurden bereits «noch stärkere Aktionen» angekündigt.