Der irische Sänger Paul Hourican ist vor anderthalb Jahren nach New York gezogen – den Vertrag einer Plattenfirma in der Tasche. Er ist einer von vielen seiner Landsleute, die ihre Heimat in den letzten Jahren verlassen haben. Weil sie dort keine Perspektive mehr sehen. Die hoffnungslose Stimmung sei greifbar gewesen, als er Dublin verliess, sagt Hourican.
Das negative Gefühl, der Eindruck, dass etwas kaputt gegangen war, sei überall spürbar gewesen, wenn man die Strasse hinunter gegangen sei, so Hourican. Es war ein gewaltiger Wandel nach dem Hochgefühl der Jahre des keltischen Tigers, als es in Irland ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum gab. Wobei dieser Boom etwas künstlich war, wie sich herausgestellt habe, sagt Hourican.
Sie fangen ganz unten an
Nach England, der EU und Australien sind die USA heute nur das viertwichtigste Ziel irischer Auswanderer – das ist anders als früher. Die Zeiten sind vorbei, in denen die neue Welt Einwanderer mit offenen Armen empfing. Viele Irinnen und Iren würden deshalb als Touristen einreisen und einfach in den USA bleiben, erklärt John Foley, der sie in seiner Bostoner Anwaltskanzlei berät.
Foley erklärt: Wenn sie länger als 90 Tage bleiben, können sie nicht mehr nach Hause reisen. Sonst dürfen sie für viele Jahre nicht mehr in die USA kommen. Als Illegale arbeiten sie deshalb auf Baustellen, in Restaurants. Sie fangen dort an wo ihre Vorfahren begannen, die im vorletzten Jahrhundert in den USA ihr Glück suchten: ganz unten.
Doch anders als früher ist den irischen Immigranten der Weg zum US-Bürgerrecht und damit zum Erfolg heute verwehrt. Sie stecken im Niemandsland fest, sagt Foley. Präsident Obamas geplante Einwanderungsreform könnte helfen: Sie sieht jährlich 10'500 Arbeitsbewilligungen für Irinnen und Iren vor. Die Reform ist aber derzeit blockiert.