In Liechtenstein hat sich viel bewegt in den letzten Jahren, sagt Paolo Bernasconi. Der Steueranwalt in Lugano und emeritierte Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität St. Gallen kann das mit Zahlen belegen. «Bis vor fünf Jahren gab es mehrere 100‘000 Zinsgesellschaften aller Arten. Jetzt sind es noch 50‘000.»
Graue Liste
Bernasconi verbucht das auch als Erfolg der G20. Dieser Club der mächtigsten Industrie- und Schwellenländer hatte beim Gipfeltreffen in London 2009 Steueroasen den Kampf angesagt. Als Folge landete auch die Schweiz auf einer grauen Liste. Dass besonders in Liechtenstein so kräftig aufgeräumt wurde, hat aber noch einen anderen Grund.
2008 hatte ein Mitarbeiter der Fürstenbank LGT Kundendaten an die jeweiligen Herkunftsländer verkauft. Seitdem macht die halbe Welt Jagd auf Steuerhinterzieher aus Liechtenstein. Beides kam zusammen: Ans Licht gespülte Daten plus internationaler Druck. Diese Kombination könnte auch nach den neuesten Enthüllungen wieder greifen, sagt Geldwäscherei-Experte Daniel Thelesklaf, der Chef der Liechtensteiner Finanzpolizei. «Dieser Druck wird sich auf andere Länder ausweiten und langfristig werden gleich lange Spiesse gelten.»
Bestimmungen der OECD
Ziel müsse es jetzt vor allem sein, in Finanzvehikeln wie Familiengesellschaften und Trusts mehr Transparenz herzustellen, sagt Thelesklaf. «Wir haben bereits im Geldwäscherei-Bereich neue Bestimmungen, auch aus der OECD. Da wird gefordert, dass bei der Gesellschaft jederzeit die Information vorliegt, wer denn eigentlich der wirtschaftlich Berechtigte ist.
In vielen Ländern ist diese Forderung noch nicht umgesetzt. Daher kann über so eine Gesellschaft der eigentlich Steuerpflichtige versteckt werden.
Der Anstoss für einen neuen Regulierungsschub müsste auch diesmal von den G20 ausgehen, meint Thelesklaf. Die Umsetzung dürfte die OECD übernehmen, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Schweiz soll Druck ausüben
Auch die Schweiz sollte die Chance nutzen, über die OECD Druck auf Steuerparadiese zu machen, sagt Steueranwalt Bernasconi . Für einmal würde sie nicht als Verdächtige dastehen: «Das Interessante für die Schweiz wäre, für einmal bei der OECD die Initiative zu ergreifen. Sie sollte darauf drängen, dass die so genannten Peer Reviews, die Inspektionen, durchgeführt werden. So würde die Rolle der anderen Finanzplätze, beispielsweise jene von London oder Wyoming (USA) aufgezeigt.