Gut 40 der rund 130 Parlamentarier der Fünf-Sterne-Bewegung stimmten gegen den Ausschluss ihrer Kollegin Adele Gambaro, die Beppe Grillos autokratischen Führungsstil kritisiert hatte. Das mag nach wenig aussehen, bedeutet in der Tat aber eine Art Wende: Jeder Dritte Grillino ist nicht mehr damit einverstanden, dass sofort jeder hinausgeworfen wird, der Kritik am Chef übt.
Noch vor kurzem stimmte in einem ähnlichen Fall fast die ganze Fraktion unisono für den Ausschluss der betreffenden Person. Gewisse Dinge beginnen also aufzubrechen: Die unkritische Haltung gegenüber Grillo etwa.
Was wollen die Grillini überhaupt?
Die Diskussionen innerhalb der Fünf-Sterne Bewegung werden in nächster Zukunft zweifellos lauter geführt werden müssen: 130 Parlamentarier sind quasi von Null aus ins Parlament katapultiert worden. Sie kommen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten Italiens und haben sich noch gar nicht gefunden.
Nun beginnt der – auch schmerzhafte – interne Prozess, herauszufinden, was diese Bewegung überhaupt will. Noch ist die Diskussion nicht sehr weit fortgeschritten. Aber ein erster Schritt in diese Richtung ist das Hinterfragen von Beppe Grillo, der bis anhin den Kurs vorgegeben hat.
Keine Ideen gegen die Krise
Bereits sind manche Wählerinnen und Wähler enttäuscht von den Grillini. Ihre Hoffnung, die Bewegung werde neue Impulse ins Parlament bringen, wurde bislang enttäuscht. Die Grillini sind vor allem mit sich selbst beschäftigt: Sie halten stundenlange, basisdemokratische Treffen ab. Dabei wird fruchtlos über alles diskutiert – ausser darüber, was das Land am nötigsten hätte: konkrete Vorschläge gegen die grassierende Wirtschaftskrise.
Noch ist es ein bisschen früh, das Ende der Fünf-Sterne-Bewegung zu prophezeien. Aber wenn die Grillini nicht mit konkreten Vorschlägen kommen und sich weiterhin weigern, mit den anderen Parteien zusammenzuarbeiten, werden sie wohl schnell wieder verschwinden. Die Italiener sind es satt, von den Politikern nur Parolen zu hören, aber keine konkreten Lösungsvorschläge.
Andere schafften es nicht
In den 1950er-Jahren gab es eine ähnliche Bewegung in Italien, die Qalunquisti (Irgendwas-Bewegung). Auch sie erzielte einen sensationellen Wahlerfolg – und war bei den nächsten Wahlen wieder bei Null. Auch sie hatte es nicht geschafft, konkrete Vorschläge zu präsentieren. Vielmehr verfing sie sich in endlosen Diskussionen – ähnliches droht nun auch den Grillini.
(snep;eglc)