Auch Agenten des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB seien in das Blutvergiessen verwickelt gewesen. Dies sagte der Chef der ukrainischen Sicherheitsdienste, Valentin Naliwaitschenko. Dies wurde von dem Dienst in Moskau umgehend dementiert.
Die monatelangen Proteste gegen Janukowitsch in Kiew waren vom 18. bis zum 20. Februar in offene Gewalt umgeschlagen. Auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) im Zentrum der Hauptstadt wurden fast 90 Menschen getötet. Viele wurden von Scharfschützen der Polizei erschossen.
Mehrere Polizisten verhaftet
Die Regierungsgegner machten Staatschef Janukowitsch für die Toten verantwortlich. Nach dem Blutbad wurde er gestürzt. Unabhängige Erkenntnisse zu den Tätern und ihren Motiven liegen bislang aber nicht vor.
Naliwaitschenko präsentierte den ersten Zwischenbericht zu den laufenden Ermittlungen zusammen mit Interims-Innenminister Arsen Awakow und Generalstaatsanwalt Oleg Machnizki.
Laut Machnizkis Stellvertreter Olexi Baganez hatten Verdächtige der «Schwarzen Einheit» – einer Spezialeinheit der mittlerweile aufgelösten Bereitschaftspolizei Berkut – in Vernehmungen ausgesagt, sie hätten nur Waffen an Berkut-Mitglieder verteilt, damit sich diese gegen Angriffe von Demonstranten wehren könnten.
«Aber wir glauben ihnen nicht», sagte Baganez. Zwölf Mitglieder der «Schwarzen Einheit» wurden deshalb am Mittwoch festgenommen. Den Polizisten wird vorgeworfen, friedliche Demonstranten erschossen zu haben.
Europarat will neutrale Aufklärung
«Die Polizisten wurden für Sondereinsätze trainiert, zu denen auch die Tötung von Menschen gehört», sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. «Sie wurden direkt vom Präsidialamt überwacht.»
Nach dem Machtwechsel in Kiew waren Zweifel an der Darstellung aufgekommen, dass allein Janukowitschs Führung das Blutbad provozierte. So äusserte Estlands Aussenminister Urmas Paet in einem publik gewordenen Telefonat mit EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton den Verdacht, radikale damalige Oppositionskräfte könnten in die Todesschüsse verwickelt sein, um die Proteste weiter anzuheizen. Auch der Europarat forderte eine neutrale Aufklärung.