Biden und McConnell hatten es wieder einmal geschafft: Die alten Polithasen stellten nach langem nervenzehrendem Tauziehen einen Kompromiss auf die Beine, der noch kurz vorher schon fast unmöglich schien.
Erprobtes Duo
Zum dritten Mal in kurzer Zeit exerzierte das Duo vor, dass auch im politisch konfrontativen Klima von Washington gemeinsame Schritte möglich sind – wenn man es versteht, miteinander zu reden.
Schon vor zwei Jahren, hatten die beiden langjährigen früheren Senatskollegen einen heftigen Streit um auslaufende Steuererleichterungen entschärft. Dann kam der Showdown um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze im Sommer 2011, der die USA an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachte. Wieder waren es Biden und McConnell, die als Troubleshooter das Ruder gerade noch rechtzeitig herumreissen konnten.
Dabei sind die beiden 70jährigen keine «Power Player» aus der ersten Reihe, sie spielen sozusagen eine zweite Geige.
Demokraten und Republikaner einigen sich - vorerst
Biden ist Obamas Vize, McConnell Chef der republikanischen Minderheit im Senat. Aber «schiere Macht» sei offenbar manchmal weniger wirksam als die persönliche Fähigkeit von zwei Menschen zusammenzuarbeiten, formulierte es die «Washington Post».
Alte Weggefährten
Biden und McConnell kennen sich praktisch in- und auswendig, nach 24 gemeinsamen Jahren im Senat. In Kongresskreisen heisst es, die Rivalen, operierten aber auch oft als Freunde, vor allem aber als nüchterne Kollegen, die sich jenseits aller politischen Differenzen respektieren.
«Sie kennen und respektieren sich – und sie reden miteinander», sagt Arthur Honegger, SRF-Korrespondent in Washington. Die jüngeren Politiker der beiden Lager würden sich sich dagegen extremer voneinander abgrenzen.
Nicht so bei den Politveteranen. Demnach schätzt McConnell Biden als einen Mann, der schnell Entscheidungen treffen und Vereinbarungen erzielen könne, ohne die andere Seite zu belehren.
Biden seinerseits möge an McConnell, dass er realistisch sei und keine Versprechungen mache, die er nicht halten könne.
Biden, der Unkonventionelle
Dabei könnten die beiden Männer nicht unterschiedlicher sein – auch äusserlich. Der weisshaarige Biden lacht gern und zeigt oft seine blendend weissen Zähne. «Joe Biden ist ein sehr präsenter Typ. Er hat das Million Dollar Smile», erklärt Honegger.
Ebenso berüchtigt ist auch sein Hang zum Unkonventionellen. So liess er sich während des jüngsten Präsidentenwahlkampfes mit einer Rockerbraut auf dem Schoss ablichten.
Solche Auftritte machen Biden in den Augen der rechten Seite zu einer Witzfigur, sagt SRF-Korrespondent Honegger. Er sei für viele Republikaner deswegen ein «rotes Tuch».
Mit seinem losen Mundwerk hat er seinen Boss Barack Obama schon mehr als einmal in Verlegenheit gebracht.
Im zurückliegenden Wahlkampf begründete er eine Wiederwahl Obamas gerne mit dem Spruch: «Bin Laden is dead and General Motor is alive.»
McConnell, der Überlegte
Mit seinen dicken Brillengläsern wirkt Mitch McConnell dagegen oft etwas säuerlich. Das strahlende Lachen zählt nicht zu seinen Markenzeichen. Stattdessen gilt er als reserviert, überlegt und nüchtern. Eine Rockerbraut in Leder auf seinem Schoss wäre jedenfalls kaum vorstellbar.