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International Blatter geht – die Frage nach dem Warum bleibt

Joseph Blatter hat nun doch die Konsequenzen aus den anhaltenden Skandalen bei der Fifa gezogen. Er tritt von seinem Amt zurück. Während die Entscheidung vielerorts begrüsst wird, berichten US-Medien über Ermittlungen von FBI und Justiz gegen Blatter. Eine offizielle Bestätigung fehlt.

Joseph Blatter hat nur vier Tage nach seiner erneuten Wiederwahl völlig überraschend seinen Rücktritt als Präsident der Fifa angekündigt. Damit endet die 17 Jahre lange Ära-Blatter in der grössten Krise des Fussball-Weltverbandes.

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Der 79 Jahre alte Walliser verkündete diese zu diesem Zeitpunkt unerwartete Entscheidung am Hauptsitz der Fifa in Zürich. «Obwohl ich ein Mandat von den Fifa-Mitgliedern habe, glaube ich nicht, dass ich ein Mandat von der gesamten Fussballwelt habe», sagte Blatter in einer vorbereiteten Rede bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. «Daher habe ich entschieden, mein Mandat bei einem ausserordentlichen Wahl-Kongress niederzulegen.»

Wird auch gegen Blatter ermittelt?

Blatters Ankündigung könnte aber auch noch andere Gründe haben. Der amerikanische Sender ABC berichtete am Abend, dass das FBI und die US-Staatsanwaltschaft auch gegen ihn ermitteln würden. Quelle sei jemand, der mit dem Fall vertraut sei, hiess es. Die «New York Times» schrieb mit Verweis auf offizielle Quellen, dass Blatter im Fokus der Ermittler sei.

Die Berichte sind aber noch nicht bestätigt. Ein Sprecher des FBI lehnte eine Stellungnahme ab. Die US-Regierung hatte zuvor abgestritten, Blatter aus dem Amt gedrängt zu haben. «Die Vereinigten Staaten haben keine Position zu der Frage, wer der Präsident der FIFA ist», sagte Marie Harf, Sprecherin im US-Aussenministerium.

Der letzte Akt: Blatter will grundlegende Reformen einleiten

Sponsoren erleichtert

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Coca-Cola und Visa haben Blatters Rückzug als «positiven Schritt für das Wohl des Sports» begrüsst. Damit werde es möglich, die dringende Anpassung der Fifa-Strukturen zu vollziehen.

Bis zur Wahl eines neuen Präsidenten will Blatter sein Amt, das er 1998 übernommen hat, indes weiter ausüben. Der Sonderkongress soll zwischen Dezember 2015 und März 2016 stattfinden, kündigte Domenico Scala, Chef der Fifa-Compliance-Kommission, an. Die Fifa-Statuten sehen vor, dass mindestens vier Monate zur Vorbereitung eines Wahlkongresses notwendig sind. Der nächste reguläre Fifa-Kongress ist erst für den 12. und 13. Mai 2016 in Mexiko-Stadt vorgesehen. «Dies würde eine unnötige Verzögerung bedeuten», erklärte Blatter.

Uefa-Präsident Michel Platini, der Blatter einen Tag vor dessen erneuter Wahl noch den Rücktritt nahegelegt hatte, begrüsste Blatters Entscheidung: «Es war eine schwierige Entscheidung, eine mutige Entscheidung, und die richtige Entscheidung», erklärte der Franzose in einer schriftlichen Stellungnahme. «Eine der grössten Überraschungen, die ich erlebt habe», sagte Peter Gilliéron, Präsident des Schweizerischen Fussballverbands.

Zusammen mit Scala will Blatter in den noch verbleibenden Monaten an der Spitze grundlegende Veränderungen durchführen. Nach den nicht enden wollenden Korruptionsvorwürfen, die am Dienstag auch noch Blatters Generalsektretär Jérôme Valcke erreichten, kündigte Blatter eine «tief verwurzelte strukturelle Veränderung» an.

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