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International Blatter in ISL-Korruptionsaffäre reingewaschen

FIFA-Präsident Sepp Blatter ist im Bericht der Ethik-Kommission zur ISL-Schmiergeldaffäre freigesprochen worden. Blatter muss nicht mit persönlichen Konsequenzen rechnen. Seinem Vorgänger, João Havelange, wird hingegen eine «moralisch und ethisch verwerfliche Handlungsweise» vorgeworfen.

Josef Blatter kommt im Abschlussbericht der Ethik-Kommission des Verbands ungeschoren davon. Im Bericht wurde die Bestechung hochrangiger FIFA-Funktionäre durch den früheren Vermarkter ISL untersucht.

Dabei ging es um Summen in der Höhe von über 160 Millionen Euro. Von insgesamt 216 Transaktionen an weltweite Stiftungen und Tarnfirmen ist die Rede, von denen die meisten selbst nach jahrelangen Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft noch immer nicht klar zugeordnet werden können.

Blatter sei in Bezug auf die millionenschweren Schmiergeldzahlungen an den früheren FIFA-Boss João Havelange sowie die früheren Exekutivmitglieder Ricardo Teixeira und Nicolas Leoz weder strafrechtlich noch ethisch ein Fehlverhalten vorzuwerfen.

Blatter hatte im Rahmen der Ermittlungen Kenntnisse über die Vorgänge eingeräumt. Laut den Experten, war Blatters Verhalten höchstens «ungeschickt». Der Bericht hält fest, dass kritisch hinterfragt werden müsse, ob «Präsident Blatter vor dem Konkurs der ISL wusste oder hätte wissen müssen, dass die ISL an andere FIFA-Offizielle Zahlungen – Schmiergeld – getätigt hat.»

Nach der Veröffentlichung des Berichts kann Sepp Blatter aufatmen. «Ich stelle mit Zufriedenheit fest, dass in diesem Bericht bestätigt wird, dass mein Verhalten unter keinerlei Fehlverhalten von Ethikregeln fallen konnte», sagte der Walliser.

Havelange und Blatter
Legende: FIFA-Chef Blatter (rechts) wurde vom Verdacht der Schmiergeld-Annahme freigesprochen. Nicht so sein Vorgänger Havelange. Keystone/ARCHIV

Havelange tritt zurück

Im Gegensatz dazu sah die Kommission unter dem Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert es als bestätigt an, dass Blatter-Vorgänger João Havelange, dessen Schwiegersohn Teixeira und Leoz Gelder von der ISL bekommen hatten, «ohne dass erkennbar ist, dass sie in irgendeiner Form eine Gegenleistung erbracht haben». Havelange, für dessen Absetzung als Ehrenpräsident sich Nachfolger Blatter auch ausgesprochen hatte, wird eine «moralisch und ethisch verwerfliche Handlungsweise» vorgeworfen.

Einer Aberkennung seiner Ehrenpräsidentschaft kam der 96 Jahre alte Havelange zuvor: Der Brasilianer, der die FIFA von 1974 bis 1998 geführt hatte, trat auf den 18. April von dem Amt zurück. Ursprünglich wollte die FIFA über die Aberkennung seines Amtes bei ihrem Kongress am 30./31. Mai auf Mauritius entscheiden.

«Mir dreht sich der Magen um»

Für die Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk ist die vordergründig erteilte Absolution für Blatter ein Unding: «Wenn jetzt sein Verhalten nur als ‹ungeschickt› bezeichnet wird, dreht sich mir der Magen um.» Der Bericht sei sehr unbefriedigend und drücke sich um die eigentlichen Fragen. «Ethisches Verhalten und Integrität beginnen nicht erst an der Strafrechtsgrenze», sagte die Sportbeauftragte von Transparency International.

Für den Schweizer FIFA-Reformer Mark Pieth ist die Entwicklung in der FIFA nach Ende der ISL-Ermittlungen nur ein Zwischenschritt. «Die wichtigste Herausforderung bleibt ein ernsthafter Wandel der Verbandskultur», sagte der Vorsitzende des FIFA-Governance-Komitees.

Mechanismen eingeführt

Mit dem Untersuchungsbericht des amerikanischen Chefermittlers Michael J. Garcia und der Erklärung Eckerts ist der Fall ISL «für die Ethik-Kommission abgeschlossen».

Sepp Blatter geht davon aus, dass sich so etwas – dank der eigenen Initiative – in der FIFA wiederholen könnte. «Ich bin überzeugt, dass die FIFA dank dem Governance-Reformprozess, den ich selbst angeregt habe, nun über angemessene Mechanismen und Instrumente verfügt, um einen solchen Vorfall, der dem Ansehen

unserer Institution so sehr geschadet hat, in Zukunft zu verhindern».

 

Die FIFA hatte von Dezember 1997 bis Juli 2000 eine Reihe von Verträgen mit dem Medien- und Marketingunternehmen ISL abgeschlossen. Dabei seien dreistellige Millionenbeträge in Schweizer Franken und US-Dollars als Entschädigung für die FIFA vereinbart worden, heisst es in dem FIFA-Bericht.

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