Boliviens Präsident Evo Morales ist nach Auszählung eines grossten Teils der Stimmen mit dem Versuch gescheitert, durch eine Verfassungsänderung bis 2025 im Amt bleiben zu können. 54 Prozent der Stimmen sprechen sich bislang gegen eine 4. Amtszeit von Morales aus. Auf ein Ja entfallen nur 46 Prozent der abgegebenen Stimmen. Ausgezählt sind erst 82 Prozent der Stimmen.
Morales Gegner im Freudentaumel
Morales versprach, er werde das Ergebnis respektieren. «Wir werden geduldig bis zum Schlusspfiff warten», sagte er vor Journalisten in La Paz. «Wir sind optimistisch.» Die noch nicht ausgezählten Stimmen auf dem Land, in der indianischen Urbevölkerung und im Ausland könnten das Blatt noch wenden, lautete die Annahme des Morales-Lagers.
Auf der anderen Seite indes organisierten Morales' Gegner Freudenfeste, unter anderem in Santa Cruz und Trinidad. Für sie steht bereits fest, dass Morales verloren hat.
Auch die Nachwahlbefragungen sahen das Nein-Lager vorn. 52,3 Prozent der Befragten hätten gegen die für ein weiteres Mandat erforderliche Verfassungsänderung gestimmt, 47,7 Prozent dafür, berichtete der private Fernsehsender ATB. Der Sender Unitel gab den Anteil der Nein-Voten mit 51 Prozent und den der Ja-Voten mit 49 Prozent an.
Etwa 6,5 Millionen Einwohner des südamerikanischen Landes, in dem Wahlpflicht herrscht, sind zu der Abstimmung aufgerufen. Hinzu kommen rund 300'000 Bolivianer im Ausland. Die Teilnehmer des Referendums sollen entscheiden, ob Morales im Jahr 2019 für eine vierte Amtszeit kandidieren darf oder nicht. Der lange Zeit hoch angesehene Politiker hatte selbst mit einer Zustimmung von 70 Prozent gerechnet.
Freundin begünstigt
Dass er diese verfehlt, muss er sich auch selber anlasten. Denn obwohl er das Land in seinen drei Amtszeiten aus der schlimmsten Armut heraus geführt hat, wird dieser Erfolg in jüngster Zeit von verschiedenen Affären überschattet.
So soll der 56-jährige, ehemalige Kokabauer und Gewerkschafter und seit 2006 Präsident unter anderem seine Ex-Freundin, die 28-jährige Gabriela Zapata, begünstigt haben.
Zapata gehört zur Führungsriege des chinesischen Unternehmens CAMC, das mit der bolivianischen Regierung Verträge in einem Wert von umgerechnet mehr als einer halben Milliarde Franken abgeschlossen hat.
Morales, dessen Partei Bewegung für den Sozialismus (MAS) sich als Interessenvertretung der Armen versteht, wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dies sei alles eine Erfindung der US-Botschaft, die diese pünktlich zum Referendum lanciert habe. Eine Erklärung, die das bolivianische Volk offenbar nicht so recht glauben mag.