Eigentlich hätte es ein staatsmännisches Radio-Interview werden sollen, das der Journalist Jan Pokorny vorbereitete. Doch dann artete das Gespräch aus. Tschechiens Präsident Milos Zeman schockte die Nation mit seinen vulgären Ausdrücken.
Angesprochen auf seine weiche Linie gegenüber seinem Amtskollegen Wladimir Putin entgegnete Zeman entnervt: Er werde niemals korrupte russische Oligarchen wie Michail Chodorkowski in Schutz nehmen. Und die Mitglieder der Punkband «Pussy Riot» seien Prostituierte, die pornografische Texte und Handlungen öffentlich verbreiten. Hinterher tat Zeman gleich selber kund, was «Pussy» auf Tschechisch bedeute, das heisse «Fotze». Die Texte von Pussy Riot seien voll davon: «Fotze hier, Fotze da …», parlierte Zeman.
Auch die amtierende Mitte-links-Regierung bekam von Zeman ihr Fett weg: Sie habe das neue Gesetz «verschissen». Es folgten weitere Antworten mit Ausdrücken aus der Gossensprache, bevor er auf die Journalisten eindrosch: «Der journalistische Mainstream ist bösartig und trostlos. Die meisten Kommentatoren kommen aus dem Mülleimer und gehören deshalb in die Latrine. Dafür habe ich nur Verachtung übrig.»
Schon früher in der Kritik
Der tschechische Staatschef war mit seinem Alkohol- und Zigarettenkonsum schon früher kein Kind von Traurigkeit. Kritik gegen ihn wurde aber erstmals Ende Oktober laut, weil er im chinesischen Staatsfernsehen erklärt hatte, er sei nicht nach Peking gekommen, um die Menschenrechtspolitik zu kritisieren, sondern um zu lernen, wie man eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik gestalte und die Gesellschaft stabilisiere. Viele Menschen empörte auch, dass Zeman die Rückreise aus China an Bord des Privatjets des Milliardärs Petr Kellner angetreten hatte.
Mit seinem jüngsten Ausfall jedoch rief Zeman Bürgerbewegungen auf den Plan, die nun seinen Rücktritt fordern. Auch Tschechiens Spitzenpolitiker übten offen Kritik: «Das untergräbt das Präsidentenamt, ist ein schlechtes Beispiel besonders für junge Menschen und hilft auf keinen Fall unserem Ansehen im Ausland», sagte etwa Regierungschef Bohuslav Sobotka.
Keine Entschuldigung
Ein Sprecher von Zeman lehnte eine Entschuldigung ab. Der Staatschef habe mit seiner Wortwahl lediglich auf die vielen Schimpfwörter im politischen Betrieb hinweisen wollen.
Einige Kommentatoren werteten die Wortwahl dagegen als Versuch, den anderen Aufreger über die China-Reise vergessen zu machen.