EU oder nicht EU? Das ist nach dem Willen des britischen Premierministers David Cameron erst im Jahr 2017 die Frage – nachdem Grossbritannien das Verhältnis mit der Union nachverhandelt hat. Doch das Thema erhitzt bereits jetzt die Gemüter auf der Insel wie kein anderes.
Der rechte Flügel der konservativen Tories fürchtet, weiter an Boden zu verlieren. Die Forderungen nach einer definitiven Volksabstimmung über einen Verbleib in der EU werden lauter. Am Montag schliesslich beugte sich Cameron den innigsten Wünschen seiner Parteikollegen.
Definitiver Entscheid bis 2017
Cameron erlaubte einer Parlamentarier-Gruppe, im Namen der gesamten Partei einen Gesetzesvorschlag einzureichen: Grossbritannien muss bis 2017 über den Verbleib in der EU abstimmen. Beobachter glauben aber nicht, dass das Gesetz im Parlament eine Mehrheit findet.
Die konservative Partei befindet sich in einem hysterischen Zustand über die Union. Selbst einzelne Minister befürworten inzwischen öffentlich einen EU-Austritt, etwa Michael Gove und Philip Hammond. Cameron will nun die Wogen glätten, denn die Tories sind in der EU-Frage zerstritten. Eine uneinige Regierungsmannschaft: Das ist gar nicht im Sinne des Premierministers.
Die Ukip sitzt allen im Nacken
Dabei gibt sich Cameron nach wie vor diplomatisch. Für ein Votum über einen EU-Austritt sei es zu früh. «Ich möchte, dass sich die EU wandelt», sagte er nach einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama am Montag in Washington. «Ich möchte, dass sich die Beziehungen Grossbritanniens mit den Europäern verändern und verbessern».
Doch Cameron kann nach Meinung seiner rechten Parteikollegen nicht mehr auf Zeit spielen. Ihnen kommt eine Umfrage in der Qualitätszeitung «Guardian» gelegen. Die Erhebung zeigt Alarmierendes für die drei etablierten Parteien. Neben den Tories verlieren auch die ebenfalls an der Regierung beteiligten Liberaldemokraten und die oppositionelle Labour-Partei an Wählergunst. Die Nutzniesserin ist die anti-europäische Ukip. Sie kommt gemäss der Umfrage auf rund 18 Prozent. Das ist doppelt so viel wie noch vor fünf Monaten.