Der Angeklagte erschien mit einem Rollator im Gerichtssaal, gestützt von seinen Anwälten. Unter den mehr als 60 Nebenklägern sind Holocaust-Überlebende und Angehörige. Was sie zu hören bekamen, waren nicht etwa Ausflüchte, sondern ein umfassendes Geständnis.
Oskar Gröning gestand ein, 1942 gleich bei seiner Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz im besetzten Polen von der Vergasung der Juden erfahren zu haben. «Ich bitte um Vergebung. Über die Frage der strafrechtlichen Schuld müssen Sie entscheiden», sagte er zum Prozessauftakt vor dem Landgericht im norddeutschen Lüneburg. Gröning muss sich wegen Beihilfe zum Mord in 300'000 Fällen verantworten.
Drei Jahre Gefängnis
Die Verlesung der Anklage dauerte rund eine Viertelstunde. Die Staatsanwaltschaft warf Gröning vor, Geld und Wertgegenstände aus dem von Häftlingen zurückgelassenen Gepäck an die SS weitergeleitet zu haben. Gröning gestand diese Tätigkeit ein.
Er schilderte auch grausame Vorgänge, die sich vor seinen Augen abgespielt hatten. Die Anklage hält ihm vor, er habe mit seiner Tätigkeit das systematische Töten der Nationalsozialisten unterstützt.
Sollte der 93-Jährige verurteilt und für haftfähig erklärt werden, erwartet ihn eine Strafe von mindestens drei Jahren. Das Gericht hat für den Prozess 27 Tage eingerechnet. Das Urteil wird Ende Juli erwartet. Das Interesse ausländischer Medien an dem Verfahren ist gross. In Auschwitz wurden im Zweiten Weltkrieg mehr als eine Million Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden.