Der Weg ist frei für Fracking in Europa. Die EU-Kommission verzichtet vorerst auf Gesetzesvorschläge zur Förderung von Schiefergas. Statt verpflichtende europaweite Sicherheitsstandards anzupeilen, setzt die Behörde nur auf Empfehlungen an die EU-Staaten, wie diese Woche bekanntwurde.
David Cameron, britischer Premier, gilt als eifriger Fracking-Befürworter. Sein Land verfügt über enorme Schiefergas-Vorkommen.
Der grossen Skepsis in der Bevölkerung begegnet die Regierung mit dem Versprechen auf billige Energie und zehntausenden neuen Arbeitsplätzen, aber neu auch mit handfesten finanziellen Anreizen.
Geld für Bohrlöcher
Wenn's um Fracking geht, kommt der Chef höchst persönlich. Premierminister Cameron zu Besuch auf einer Förderstelle in der Grafschaft Lincolnshire. Hier soll dereinst nicht nur Schiefergas fliessen, sondern auch viel Geld, verspricht Cameron: «Pro Bohrloch erhalten die Gemeinden 100'000 Pfund, dazu 1 Prozent der Einnahmen, also bis zu 10 Millionen Pfund pro Quelle. Und die Kommunen können die Steuern behalten, das gibt nochmals 2 bis 3 Millionen pro Jahr.»
Dabei wird zuerst bis zu drei Kilometer tief in die Erde gebohrt. Auf einer Länge von rund anderthalb Kilometern wird dann die Gesteinsschicht aufgebrochen. Indem Flüssigkeiten unter hohem Druck in den Schiefer gepresst werden. Das darin enthaltene Erdgas oder Erdöl wird frei gesetzt und strömt an die Oberfläche.
«Schiefergas-Gewinnung ist wichtig für unser Land», sagt Cameron. «Ich will, dass wir von dieser neuen Technologie genauso profitieren, wie es die USA bereits tun.»
«Wir Briten sind nicht dumm»
In den betroffenen Gemeinden aber regt sich Widerstand. Die Fracking-Gegner warnen vor den Umweltschäden, vor Grundwasser-Verunreinigung oder kleineren Erdbeben. «Es ist seltsam, wenn die Regierung die Gemeinden bestechen muss, um sie vom Fracking zu überzeugen. Wir Briten sind nicht dumm», sagt Fracking-Gegnerin Vanessa Vine.
Doch der Premier bleibt dabei. Die Gefahren des Fracking seien gering, die Chancen dafür umso grösser. Allein das Schiefergasvorkommen in Nordengland könnte den Energie-Bedarf Grossbritanniens für 50 Jahre decken, so die Regierung.