«Charlie Hebdo»-Titelseite
Das am Montagabend vorab veröffentlichte Titelbild des Magazins zeigt Mohammed weinend. In den Händen hält er ein Schild mit dem inzwischen ikonischen Bekenntnis «Je suis Charlie». Darüber der Schriftzug der Redaktion: «Tout est pardonné» – alles ist vergeben.
Terror mit Satire vergelten
Das religionskritische Satiremagazin «Charlie Hebdo» stemmt sich eine Woche nach dem von Islamisten in Paris verübten Anschlag gegen den Terror. Das Blatt soll am Mittwoch in einer Rekord-Auflage von 3 Millionen Exemplaren das Abendland fluten. Rund 60'000 Exemplare waren es sonst. «Wir lassen uns nicht einschüchtern», lautet die Botschaft an Kritiker – und alle Sympathisanten des Terrors.
Normal ist natürlich nichts mehr bei «Charlie Hebdo». Bei dem Anschlag vor einer Woche starben acht Redaktionsmitglieder des Magazins – darunter auch Mohammed-Karikaturist und Redaktionsleiter Stéphane Charbonnier alias Charb.
Leute sollen trotz allem lachen
Die erste Ausgabe nach dem Attentat haben die Überlebenden in den Räumen der Tageszeitung «Libération» in Paris erarbeitet. «Wir haben uns gefragt, wie wir uns selbst treubleiben können, wie wir weiterlachen können», sagt Chefredakteur Gérard Biard über die schwierigen Vorbereitungen für die jüngste Ausgabe. Ziel es gewesen, ein Titelbild zu kreieren, das die Leute trotz der Geschehnisse zum Lachen bringe.
«Ich habe geschrieben ‹Alles ist vergeben› und ich habe angefangen zu weinen», erzählt Zeichner Luz mit Tränen in den Augen über die Entstehung der Karikatur. «Das war die Titelseite.»
«Recht auf Blasphemie»
Der Anwalt des Magazins, Richard Malka, sagte am Montag, der Geist von «Je suis Charlie» bedeute auch ein «Recht auf Blasphemie». Seit 22 Jahren habe es keine Ausgabe des Magazins gegeben, in dem nicht der Papst, Jesus Christus, Bischöfe, Rabbiner, Imame oder der Prophet Mohammed karikiert worden seien.
Als Hintergrund des Terroranschlags gelten die früheren islamkritischen Mohammed-Karikaturen des Blattes. Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollen weder Gott noch Mohammed oder andere Propheten bildlich dargestellt werden. Das hängt mit dem Verbot der Anbetung von Götzen zusammen.