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International China führt Zwei-Kind-Politik ein

Die kommunistische Partei Chinas rückt von ihrer Ein-Kind-Politik ab. Künftig soll es allen Paaren erlaubt sein, zwei Kinder zu haben. Zu einer raschen Bevölkerungszunahme wird das aber kaum führen.

Die chinesische Regierung hat bekannt gegeben, dass sie die Einschränkungen in ihrer Familienpolitik lockern will. So soll es künftig allen Paaren erlaubt sein, zwei Kinder zu haben.

Das Ende der Ein-Kind-Politik erfolgt vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung und einer rückläufigen Geburtenrate. Bereits Ende 2013 gab es eine Lockerung der staatlich verordneten Familienpolitik. Danach durften Paare, von denen einer der Partner ein Einzelkind ist, schon zwei Kinder haben.

Zwei Kinder sind zu teuer

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Der Schritt hatte allerdings nicht zu einem Babyboom geführt. Angesichts hoher Mieten und teurer Schulbildung fürchten viele Paare in den Metropolen, dass sie sich kein zweites Kind leisten können. Wobei sich einige Paare noch nicht mal ein einziges Kind leisten können, wie China-Expertin Nadine Godehardt von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagt. Denn zu den hohen Mieten kommen oft noch weitere soziale Kosten.

«Zwar gibt es in China eine kleine Rente, doch oft muss die Pflege der Eltern aus der eigenen Tasche bezahlt werden», sagt Godehardt. Dazu kommt: Aufgrund der bisherigen Ein-Kind-Politik muss jedes Kind alleine für die beiden Eltern aufkommen – Geschwister, welche die Kosten schultern können, gibt es oftmals keine. «Falls die Regierung wirklich die Geburtenrate heben will, muss sie auch die finanziellen Mittel bereitstellen, damit sich Familien zwei Kinder leisten können», so Godehardt.

Gegen die Bevölkerungsexplosion

Chinas Akademie der Sozialwissenschaften hatte laut Medienberichten schon im Sommer eine Zwei-Kind-Lösung als Antwort auf die älter werdenden Gesellschaft und die geringe Geburtenfreudigkeit vorgeschlagen. Jede Chinesin bekommt demnach im Schnitt weniger als 1,6 Kinder. Für eine stabile Bevölkerungsentwicklung sei eine Quote von 2,1 nötig, hiess es weiter.

Die Ein-Kind-Politik wurde 1979 eingeführt, um eine Bevölkerungsexplosion zu verhindern. Das wachsende Riesenvolk musste ernährt und die knappen Ressourcen geschützt werden. Ohne die strikte Familienpolitik würden heute in China schätzungsweise 300 Millionen Menschen mehr leben. Mit vielen Ausnahmen für Minderheiten oder Bauern betrafen die Regeln aber nach Angaben von Experten nur noch ein Drittel der Paare.

Mädchen zählten nicht

Über die Jahre war die Ein-Kind-Politik schon zunehmend gelockert worden. Wegen der traditionellen Bevorzugung von Jungen durften Bauern, die als erstes ein Mädchen bekommen hatten, noch mal versuchen, einen männlichen Stammhalter zu bekommen. Gewitzte Chinesen fanden auch Wege, die Beschränkungen zu umgehen. Wer genug Geld hat, zahlte häufig einfach die Strafen, die bei einem zweiten Kind verhängt werden. Die Höhe war je nach Region unterschiedlich.

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