Der grundsätzliche Entscheid, eine neue Generation von Kernkraftwerken im Vereinigten Königreich zu bauen, wurde schon von der Regierung Blair gefällt. Denn die bestehenden Anlagen, die knapp ein Fünftel zur Stromversorgung beitragen, müssen bald altershalber eingemottet werden. In der derzeitigen Koalition bestanden die liberalen Juniorpartner darauf, dass dafür keine Subventionen anfallen dürften.
Mit anderen Worten: Da die Briten weder über das technologische Fachwissen noch über das nötige Kapital verfügen, brauchten sie ausländische Interessenten.
Seither sind mehrere internationale Konsortien abgesprungen, nur die französische «Electricité de France» blieb übrig. Sie soll nun mit chinesischen Nuklearkonzernen zusammenarbeiten. In einem nächsten Schritt sollen diese in Grossbritannien auch im Alleingang neue Atommeiler bauen und betreiben dürfen.
Der britische Schatzkanzler George Osborne nahm diese Woche in China den Mund sehr voll: «Britische Steuergelder könnten nun, dank der chinesischen Investitionen, in neue Schulen und Spitäler fliessen.»
Überdies erhalte der britische Konsument langfristig tiefere Stromrechnungen. Das ist allerdings sehr langfristig gedacht. Denn um das Subventionsverbot zu umgehen, garantiert der britische Staat den neuen AKW-Betreibern über 30 bis 40 Jahre Strompreise, die um hundert Prozent über den heutigen liegen.
In Anbetracht der Tatsache, dass steigende Energiepreise gerade in diesen Tagen ein Politikum ersten Ranges darstellen, scheint das riskant. Ganz abgesehen davon, dass der britische Steuerzahler bisher die horrenden Kosten für die atomare Entsorgung übernommen hat, und dass der chinesische Staat dereinst unwiderstehliche Erpressungsmittel in die Hand erhält.