Bauer Hu Chenghai: Von der Sonne gegerbtes Gesicht, fester Händedruck. Der 60jährige strahlt Energie aus. Er bewirtschaftet einen Grossbetrieb, auf seinen Feldern baut er Reis und Weizen an. Sein Hof befindet sich im Ort Rudong in der Provinz Jiangsu an der chinesischen Ostküste - eine der wohlhabenderen Regionen des Landes.
Vier Traktoren reihen sich in einer riesigen Einstellhalle aneinander, daneben stehen zwei nigelnagelneue Mähdrescher. Weiter hinten stehen drei Getreidetrockner, rund zehn Meter hohe Türme, die der Bauer erst vor einem halben Jahr installieren liess. Früher musste er das Getreide im Freien trocknen lassen, was nur ging, wenn es nicht regnete. Jetzt ist er vom Wetter unabhängig.
«Heute ist die Landwirtschaft überhaupt nicht mehr anstrengend», lacht Hu Chenghai. Jetzt laufe alles maschinell, das sei mit früher nicht mehr zu vergleichen. Er selber hat vor 15 Jahren auf Maschinen umgestell. Die Büroarbeit lässt der Bauer von einem Buchhalter erledigen. Er selber habe nie richtig lesen und schreiben gelernt.
Kleinbauern können kaum mehr genug erwirtschaften
Doch längst nicht alle Bauern arbeiten so modern wie Hu Chenghai. Das Ehepaar Gu Meicheng und Xu Meifang zum Beispiel: Ihr Land entspricht nur einem Bruchteil der Fläche von Grossbauer Hu. Mit der modernen Technik kämen sie nicht mehr mit, sagt der 66jährige Gu Meicheng. Die Landwirtschaft rechne sich nicht mehr. Jetzt sucht das Paar einen Pächter.
Die meisten chinesischen Landwirte sind Kleinbauern. Doch der Trend gehe auch in China Richtung grössere Bauernhöfe, sagt Mao Xuefeng von der Renmin Universität in Peking. Zudem müsse Chinas Landwirtschaft standardisiert werden. Wenn jeder Bauer auf seinem kleinen Feld vor sich hinackere, komme das Land nicht weiter.
China braucht mehr Futter für Nutztiere
Denn trotz seiner Grösse besitzt China relativ wenig landwirtschaftliche Nutzfläche. Gleichzeitig essen die chinesischen Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr und immer besser: «Früher haben wir kaum Fleisch gegessen, heute verzehren die Chinesen zum Beispiel Unmengen an Schweinefleisch.»
Neben Weizen und Reis braucht China deshalb auch vermehrt Mais und Soya für die Nutztiere. Nur mit grossen Anbauflächen und modernster Technologie könne China hier aufholen.
So wie Bauer Hu: Er fährt mit dem Auto über eine holprige Kiesstrasse, entlang grüner Felder. Mit dem Finger zeigt er aus dem Fenster: «Das da vorne ist mein Land, das hier auch, das alles gehört mir.» 130 Hektaren sind es. Und in Zukunft will der Bauer von seinen Nachbarn nochmals so viel pachten.