Eine schöne Villa mit Garten in Atherton, dem Wohnort des Apple-Gründers Steve Jobs. Sie kostet 5 Millionen Dollar. Ein junger Techunternehmer aus China kaufte es. Er zahlte in Bargeld, der Kauf war innerhalb einer Woche abgewickelt.
Chinesische Familien erstehen in San Francisco Wohnungen für ihre Kinder, die in den USA studieren. Aber sie kauften nicht irgendwelche Studentenwohnungen, sagt Jennifer Davis, Immobilienmaklerin bei der Firma Pacific Union: «Sie kaufen ihnen Penthouses, Luxuswohnungen für zwei bis vier Millionen Dollar».
Dreissig Prozent an Chinesen
Bei neuen Überbauungen in San Francisco sei es nicht ungewöhnlich, dass dreissig Prozent der Wohnungen von Chinesinnen und Chinesen gekauft würden, sagt Mark McLaughlin, der Chef von Pacific Union. Die eigneten sich als Zweitwohnung, denn es gebe kein Garten, um den man sich kümmern müsse. Seine Firma hat diesen Trend früh entdeckt und in China eine Niederlassung eröffnet. Sie bietet eintägige Hauskauftouren für chinesische Käuferinnen und Käufer an.
Das grosse Interesse aus China erklärt McLaughlin folgendermassen: «Sie verfolgen verschiedene Ziele: Sie wollen ihre Kinder ausbilden, sie wollen einen Ort mit hoher Lebensqualität haben, wo sie dem Smog in Peking entkommen können, wenn sie nicht dort sein müssen.» Weiter wollten sie einen Teil ihres Geldes ins Ausland bringen. Denn die chinesische Regierung könne morgen neue Restriktionen einführen und den Kapitalexport verbieten.
Auch Investitionen in Firmen getätigt
Chinesische Investoren haben im letzten Jahr für 22 Milliarden Dollar Immobilien in den USA gekauft, das ist dreimal so viel wie zwei Jahre zuvor. Rund die Hälfte davon wurden als Zweitresidenzen oder zum Weitervermieten gekauft.
Chinesinnen und Chinesen kaufen in den USA nicht nur Häuser, sie investieren auch immer häufiger in Firmen. Noch vor fünfzehn Jahren waren Investitionen aus China in die USA praktisch inexistent. Heute betragen sie 50 Milliarden Dollar. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftsanalyse-Firma Rhodium Group und des National Committee on US-China Relations.
Diese Entwicklung erfolge nicht zufällig, sagt Stanley Kwong, Professor für Management and der University of San Francisco. Die chinesische Regierung habe die Kapitalkontrollen gelockert, ja sie dränge die Geschäftsleute geradezu, im Ausland zu investieren.
China will sein Wachstum bremsen
«Die chinesischen Unternehmer sollen hinaus in die Welt und dort lernen», sagt Chinakenner Kwong. Dies aus zwei Gründen: China wolle sein Wirtschaftswachstum etwas bremsen, damit sich keine Blasen bildeten. Und das Land der Mitte wolle nicht mehr die Werkbank der Welt sein: «Die neue Regierung will eine Dienstleistungswirtschaft aufbauen.» Wo könne man das besser lernen als in den USA, wo 80 Prozent der Wirtschaft aus Dienstleistungen bestehte, wie in der Schweiz. Nur die Sprachbarriere sei weniger gross, sagt Kwong.
Kalifornien erweist sich als besonders attraktiv. Durch die grosse chinesischstämmige Gemeinschaft fühlten sich die neuen Zuzügerinnen und Zuzüger hier wohl, sagt der Professor. Es kommen auch immer mehr. Vor zwei Jahren kamen erstmals mehr Menschen aus China in die USA. China löste Mexiko als grösstes Herkunftsland für die Einwanderung in die USA.