Seit dem Rücktritt von Hosni Mubarak im Februar 2011 kommt das Land am Nil nicht zur Ruhe. Auch die erste freie Wahl im Sommer 2012 brachte nicht erhoffte Wende. Im Gegenteil: Das Militär entfernte nach nur einem Jahr Amtszeit Ägyptens Präsidenten Mohammed Mursi von seinem Posten. Seitdem stehen sich Anhänger und Gegner unversöhnlich gegenüber.
Chronologie der Geschehnisse
2. Juni 2013 : Das oberste Verfassungsgericht spricht dem von Muslimbrüdern und Salafisten dominierten Oberhaus des Parlaments die Legitimität ab. Auch die von Mursi durchgeboxte Verfassung sei unter nicht gesetzeskonformen Umständen zustande gekommen, heisst es.
30. Juni: Eine Unterschriftenkampagne der Initiative «Tamarud» (Rebellion), mit der Mursi zum Rücktritt gezwungen werden soll, gipfelt in Massenprotesten Hunderttausender.
3. Juli : Mursi wird vom Militär abgesetzt und unter Arrest gestellt. Einen Tag später wird der oberste Verfassungsrichter Adli Mansur Übergangspräsident. Mursi-Anhänger beginnen einen Dauerprotest. Es kommt immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstössen mit dem Militär, viele Menschen sterben.
26./27. Juli: Mursi kommt in Untersuchungshaft und wird des Landesverrats beschuldigt. Landesweit demonstrieren Hunderttausende für und gegen ihn. Die Mursi-Gegner folgen einem Armeeaufruf, der Militärführung ein «Mandat zur Bekämpfung des Terrors» zu geben. Bei den Zusammenstössen von Islamisten und Sicherheitskräften sterben in Kairo mindestens 80 Menschen.
3. August: Die Islamisten lehnen die Forderung der neuen Führung ab, ihre Protestlager in Kairo zu räumen und die Übergangsregierung anzuerkennen. Im Gegenzug war ihnen die Freilassung aller inhaftierten Muslimbrüder sowie eine Beteiligung ihrer Partei am politischen Prozess angeboten worden. Die Muslimbrüder bestehen darauf, dass Mursi wieder als Präsident eingesetzt wird.
7. August: Ägypten erklärt die Bemühungen internationaler Diplomaten zur Beilegung der Krise im Land für gescheitert. US-Vizeaussenminister William Burns und Spitzendiplomaten der EU hatten tagelang versucht, die Lage in Ägypten zu entschärfen. Die Übergangsregierung hat mehrfach angekündigt, die grössten Protestlager mit tausenden Mursi-Anhängern gewaltsam räumen zu lassen. Die internationale Gemeinschaft befürchtet in diesem Fall neues Blutvergiessen.