Ende November opferte die Familie von Jacob Zuma 16 Kühe für die Wiederwahl. Das Opfer hat sich gelohnt. 3000 Delegierte wählten ihn für weitere fünf Jahre zum Partei-Vorsitzenden. Damit ist auch wahrscheinlich, dass Zuma nächstes Jahr erneut Staatspräsident von Südafrika wird. Gemeinsam hätten sie die Zukunft in der Hand, sagte Zuma in seiner Parteitagsrede.
Die Wiederwahl Zumas kommt für Beobachter nicht überraschend und erstaunt trotzdem. Zuma und Südafrikas Regierungspartei standen noch nie so massiv in der Kritik wie in diesem Jahr. Dem ANC und seinen Eliten werden Inkompetenz und Korruption vorgeworfen.
20 Jahre nach Ende der Apartheid
Alles Lügen, sagt Zuma. Die Wahrheit sei, dass der ANC die einzige Hoffnung für die Armen im Land sei. Für die Ausgegrenzten, welche jegliche Illusion verloren hätten. Zusammen kämpfen sie für das Wohlergehen aller und soziale Reformen in diesem Land, sagte er.
Fast 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid-Politik bleibt es bei der Hoffnung. Vielen schwarzen Südafrikanern geht es wirtschaftlich nicht besser, sondern eher schlechter. Zuma gelang es aber in den vergangenen Tagen, die Genossen mit Charme, Eloquenz und Versprechungen zu überzeugen. Der Mann, dem Korruption im grossen Stil vorgeworfen wird, kündigte in seiner Wahlrede an, nun energisch gegen die Korruption vorzugehen.
Zuma nannte auch die anderen drängenden Probleme Südafrikas: Arbeitslosigkeit, Armut, schlechte Schulen und hohe Kriminlität. Eine Vision oder wenigstens einen Plan hatte er nicht zu bieten. Das sei typisch für Zuma, sagt Adriaan Basson. Der südafrikanische Journalist hat ein Buch über Zuma publiziert, in welchem er dessen Misswirtschaft akribisch belegt.
Prozess wegen Vergewaltigung überstanden
Zuma habe politisch einen Prozess wegen Korruption und Vergewaltigung überlebt, sagt Basson. «Es ist ziemlich aussergewöhnlich, dass so jemand noch Staatspräsident sein kann. In jedem anderen Land hätte er sein Amt verloren. » Mit der Verteilung von Pfründen an seine Anhänger und Charisma habe er es aber immer wieder geschafft, zurückzukehren.
ANC verliert an Glaubwürdigkeit
Eine Mitgliedschaft beim ANC ist gemäss Basson inzwischen nicht mehr Ausdruck einer politischen Überzeugung, sondern ein Geschäftsentscheid, ein Zutritt zu Ämtern und Staatsaufträgen. Mit solchen Machenschaften verliert die Partei - die vor 100 Jahren in Bloemfontain gegründet wurde - zunehmend an Glaubwürdigkeit und Autorität. Auf einer Gedenktafel auf einem Hügel vor der Stadt ist ein Satz des Nationalhelden Nelson Mandela zu lesen. «Freiheit bedeutet Verantwortung». (lin)