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International Denkzettel für Cem Özdemir

70 Prozent der Wähler sprachen sich dafür aus, dass der Chef der deutschen Grünen, Cem Özdemir, im Amt bleiben darf. Vor einem Jahr waren es 13 Prozent mehr. Dennoch will er nach vorne schauen, wie er am Parteitag deutlich machte.

Grünen-Chef Cem Özdemir ist am Parteitag mit 71 Prozent in seinem Amt bestätigt worden. Letztes Jahr waren es noch 83 Prozent. Noch nie hat der 47-Jährige so schlecht abgeschnitten. Eine herbe Enttäuschung. Gegen den Parteichef stimmten 20 Prozent, sieben Prozent enthielten sich. Der fast unbekannte Gegenkandidaten Thomas Austermann erhielt zwei Prozent der Stimmen.

In seiner kämpferischen Bewerbungsrede ging Özdemir auf Vorwürfe ein, er habe während des Wahlkampfes kein Gegengewicht gegen den Spitzenkandidaten und Parteilinken Jürgen Trittin gebildet. Zudem habe er nicht deutlich genug für die Realos Position bezogen. Özdemir räumte ein: Auch ihm habe manchmal der Mut gefehlt, «mit einer eigenen Position mal auf die Schnauze zu fallen oder eine Abstimmung zu verlieren». Es könne nicht darum gehen, es allen Recht zu machen, sagte er und fügte trotzig hinzu: «Ich will es in Zukunft auch nicht mehr. Denn genau da habe ich in den vergangenen Jahren Fehler gemacht.»

Parteispitze weiss Mehrheit der Delegierten hinter sich

Die teilerneuerte Spitze

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Cem Özdemir teilt den Parteivorstand neu mit der Saarländerin Simone Peter. Sie ersetzt die langjährige Parteichefin Claudia Roth. Die Fraktions-Co-Vorsitzende Katrin Göring-Eckart wurde in ihrem Amt im Parteirat bestätigt. Neu im Gremium ist Anton Hofreiter.

Seine Partei tritt derweil den Kampf nach vorne an und öffnet sich auf allen Seiten. Laut Parteispitze soll sie nicht länger allein mit der SPD zusammenarbeiten. Für sie kommt auch Rot-Grün-Rot oder Schwarz-Grün in Frage. Dies war dem Beschluss des Grünen-Parteitags zu entnehmen.

Dem Änderungsantrag schlossen sich auch die 800 Delegierten mehrheitlich an: «In unserer Partei müssen wir die bestehende Blockade überwinden, damit alle auch alle Optionen mittragen können», heisst es darin. Zuvor lehnte die Versammlung einen Realo-Änderungsantrag ab, der die Pläne für höhere Steuern ausdrücklich als «Fehler» bezeichnete. Just darauf war nämlich das schlechte Wahlergebnis zurückzuführen.

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