Die Spitzenkandidaten von sieben britischen Parteien haben sich in einer TV-Debatte eine leidenschaftliche Auseinandersetzung geliefert. Einige Aussenseiterkandidaten konnten gemäss Umfragen punkten. Die Ausgangslage vor den Wahlen am 7. Mai ist also weiter offen.
Nach der Diskussion am Donnerstagabend machten drei verschiedene Institute vier Gewinner aus. Damit scheinen sich Erwartungen zu bestätigen, dass das Wahlergebnis am 7. Mai so knapp wie seit den 70er-Jahren nicht mehr ausfallen könnte.
Rechtspopulist punktet
Eine Blitzumfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov direkt nach der Debatte sah überraschend die Vorsitzende der schottischen Unabhängigkeitspartei SNP, Nicoloa Sturgeon, als klare Siegerin mit einer Zustimmung von 28 Prozent. An zweiter Stelle folgte bereits der Rechtspopulist Nigel Farage von der United Kingdom Independence Party (UKIP).
Premierminister David Cameron lag in dieser Umfrage knapp vor seinem Herausforderer Ed Miliband an dritter Stelle. Eine andere Umfrage des Instituts ICM sah Herausforderer Ed Miliband knapp vor Amtsinhaber Cameron.
Cameron vermeidet Duell mit Miliband
Es war die einzige Fernsehdebatte, in der der konservative Premierminister Cameron und Miliband von der sozialdemokratischen Labour-Partei direkt aufeinandertrafen. Cameron hat ein Duell mit Miliband, wie es von der Öffentlichkeit gefordert worden war, abgelehnt. Cameron ist Umfragen zufolge beliebter als seine Herausforderer und wollte eine direkte Konfrontation mit Labour-Chef Miliband vermeiden.
Die Parteichefs setzten sich in der TV-Debatte vor allem über die Hauptthemen des Wahlkampfes wie Wirtschaft, Gesundheitssystem und Einwanderung auseinander.
Der Abend der «Aussenseiter und Spielverderber»
Die einzigen beiden Diskussionsteilnehmer, die eine realistische Chance haben, Premierminister zu werden, Premierminister Cameron und Labourchef Miliband, schlugen sich dabei «solide und ehrenhaft», stellt SRF-Korrespondent Martin Alioth fest.
Aber der Abend gehörte nach seiner Einschätzung «den Aussenseitern und Spielverderbern, die diese Wahl so vertrackt und unvorhersehbar machen».
Miliband mit mehr Optionen
Die Parlamentswahl am 7. Mai gilt als die knappste seit Jahrzehnten. Umfragen sehen die beiden grossen Parteien Kopf an Kopf. Wahlforscher sehen aufgrund des britischen Wahlsystems leichte Vorteile für Miliband. Er hat mehr Optionen hinsichtlich Bündnissen mit anderen Parteien als Cameron.
Alle Umfragen sagen bisher voraus, dass eine absolute Mehrheit höchst unwahrscheinlich erscheint. Auch eine Fortsetzung der bisherigen Koalition von Konservativen und Liberaldemokraten würde derzeit rechnerisch keine ausreichende Mehrheit bekommen.