Bauern-Aufstand in Griechenland
Griechische Bauern haben den zweiten Tag in Folge in Athen gegen die geplante Renten- und Steuerreform protestiert. In der griechischen Hauptstadt sind nach Schätzungen der Polizei mittlerweile mindestens 15'000 Bauern eingetroffen. Den Protesten schloss sich auch die kommunistische Gewerkschaft PAME an.
Um die Mittagszeit demonstrierten mehrere Tausend Landwirte und Mitglieder dieser Gewerkschaft friedlich vor dem Parlament, wie das Fernsehen zeigte. «Belagerungszustand» hingegen lautete der Tenor des Athener Boulevardblatts «Ethnos».
Unterstützung anderer Berufsgruppen
Die Landwirte wollen ihre Proteste noch den Rest des Tages vor dem Parlament weiterführen. Für den Abend haben auch Freischaffende ihre Unterstützung angekündigt. Die Verbände der Rechtsanwälte, Apotheker, Notare, Prokuristen hatten dazu aufgerufen.
Daneben blockierten Landwirte mit ihren Traktoren weiterhin wichtige Strassen im ganzen Land. Autofahrer mussten erneut lange Umwege in Kauf nehmen. «Tsipras hat uns belogen. Er hatte versprochen, es werde keine Belastungen mehr geben, und jetzt verhängt er neue Steuern und will mehr Rentengeld haben», sagte ein aufgebrachter Bauer im Fernsehen.
Anhebung der Einkommenssteuer
Für die Bauern ist unter anderem eine Anhebung der Abgaben für die Pensionskasse von 7 auf 20 Prozent vorgesehen. Zudem soll ihre Einkommenssteuer von 13 auf 26 Prozent erhöht werden. Auch die Freischaffenden werden mit ähnlichen Massnahmen zur Kasse gebeten.
Bei den Protesten am Vortag war es in Athen zu Ausschreitungen gekommen. Die Lage beruhigte sich am Freitagabend. Vor dem Parlament in Athen fand dann eine erste grosse Kundgebung statt. Unter dem Jubel der versammelten Landwirte fuhren mehrere Traktoren hupend am Parlament vorbei. Viele Bauern übernachteten in Zelten vor dem Parlament.
Dialog vom «Null-Punkt» aus
Die Landwirte fordern die Rücknahme der Renten- und Steuerreform. Sie sind bereit zu einem Dialog quasi vom «Null-Punkt» aus, als habe es diese Vorschläge nicht gegeben, sagen die Vorsitzenden ihrer Verbände.
Die Reformen sind Voraussetzung für weitere Hilfen der europäischen Gläubiger. Tsipras hat wiederholt gewarnt, dass Renten ohne diese Reform bald überhaupt nicht mehr ausbezahlt werden könnten.