Chronologie der Arbeitsniederlegung
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Bild 1 von 12. Frühjahr 2001:. «Jetzt reicht's – Wir streiken»: Die Flugkapitäne legten kurz nach der Jahrtausendwende mehrmals die Arbeit nieder. Mittlerweile ist das Motto zum geflügelten Wort bei der stolzen Airline avanciert. Vom damaligen Streik waren mehrere tausend Verbindungen betroffen. Airline und Pilotengewerkschaft einigten sich später auf Einkommensverbesserungen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 12. Sommer 2008: . Flurbereinigung zur besten Reisezeit. Das Boden- und Kabinenpersonal streikte fünf Tage lang. Das sommerliche Fernweh der Deutschen wurde nicht gelindert: Mehrere hundert Flüge fielen aus. Die Gewerkschaft Verdi und das Unternehmen einigten sich am Ende auf höhere Gehälter... Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 12. ...vorausgegangen war eine Mobilisierung der Massen, die ihrem Unmut auf die Chefetage Luft machte. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 12. September 2012: . Vier Jahre später war der Vogel wieder zornig – und das nicht zu knapp: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo verursachte den bis dahin grössten Ausfall an einem einzigen Streiktag in der Geschichte der Lufthansa... Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 12. ...rund 1000 Flüge wurden gestrichen, über 100'000 Passagiere waren betroffen. Beide Seiten beschlossen eine Schlichtung. Immerhin beflügelte der Streik die Kreativität der erbosten Fluguntüchtigen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 12. April 2013: . Der Herbst des Zorns ging vorüber, doch bevor der letzte Schnee geschmolzen war, regte sich das Personal wieder tierisch über die unbefriedigenden Arbeitsbedingungen auf: Ein Warnstreik des Bodenpersonals legte den Flugverkehr der Lufthansa in Deutschland fast lahm... Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 12. ...der Airline zufolge waren rund 150'000 Passagiere betroffen. Im Mai verabredeten Verdi und der Konzern gestufte Entgelterhöhungen und einen Kündigungsschutz. Die zunehmend gereizte Kundschaft nahms zur Kenntnis. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 12. 2. bis 4. April 2014: . Kein Jahr war vergangen, und wieder war der Kranich flügellahm: Lufthansa-Piloten holten zu einer Streikserie aus, die mittlerweile in die 13. Runde geht. Anfangs fielen rund 3800 Flüge aus. Das Sitzfleisch der Passagiere wurde erneut strapaziert – bis zum Umfallen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 12. 21./22. Oktober 2014: . Ein Ausstand der Vereinigung Cockpit (CV) rückte das vergiftete Klima bei der Lufthansa erneut in den Fokus der Öffentlichkeit: Der Ausstand der Kurz- und Mittelstrecken wurde auf die Langstrecken ausgeweitet – auf dem Rollfeld herrschte Stillstand. Wieder einmal. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 12. 6. Juli 2015: . Für eine Handvoll Euro? Im Mai hatten die Piloten die begonnene Schlichtung für gescheitert erklärt. Drei Wochen später boten sie der Lufthansa Einsparungen von über 400 Millionen Euro an, um Job-Verlagerungen zu verhindern. Über den Sommer herrscht gespannte Ruhe... Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 12. 8./9. September 2015. Fliegen kann so schön sein: im Spätsommer dieses Jahres muss es sich bei der abgebildeten Lufthansa-Maschine aber um eine Fata Morgana in luftiger Höhe gehandelt haben. Der Pilotenstreik erreichte seine vorerst letzte Etappe. Seit April 2014 fielen über 8500 Flüge aus – eine Million Passagiere waren betroffen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 12. 6. November 2015: . Der vorläufige Höhepunkt: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo startet einen Ausstand des Kabinenpersonals. Er soll mit einer Unterbrechung am Sonntag bis zum Freitag der Folgewoche dauern. Der Arbeitskampf über acht Tage bedeutet den längsten Streik der Lufthansa-Geschichte. Nichts geht mehr. Bildquelle: Reuters.
SRF News: Herr Flottau, denken Sie, die Lufthansa wird einknicken und den Forderungen nachgeben?
Jens Flottau: Das kann ich mir nur schwer vorstellen. In den letzten Wochen hat die Lufthansa das Gegenteil von Einknicken gemacht. Sie hat vorläufige Zusagen an die Gewerkschaft wieder zurückgenommen. Es herrscht offenbar grosser Druck, nichts zuzulassen, was über die internen Kostenziele hinausgeht.
Geht es bei der Rentenversorgung um viel für die Lufthansa?
Ja. Gar nicht mal bei den Flugbegleitern selber. Das sind zwar 19'000 Leute. Aber durch ihre niedrigen Gehälter sind die Ansprüche nicht so gross. Allerdings wird das Programm konzernweit durchgezogen: Die Piloten, die Bodendienst-Mitarbeiter, das Management – es müssen sehr grosse Rückstellungen für diese Rentenbelastungen gebildet werden.
Seit 2014 gab es 13 Pilotenstreiks bei der Lufthansa. Jetzt streikt das Kabinenpersonal. Wie sehr schadet das dem Konzern?
Aus Kundensicht schadet das dem Konzern natürlich schon. Die Leute können sich nicht darauf verlassen, dass die Lufthansa tatsächlich auch fliegt. Für kommende Woche hat sie massive Buchungsrückgänge feststellen müssen. Auf Dauer wird das ein Image-Problem. Die Lufthansa muss alles daran setzen, das zu lösen, um die Marke zu schützen.
Die Swiss ist mit Abstand die profitabelste Airline im Lufthansa-System. Sie wird nicht in Mitleidenschaft gezogen. Im Gegenteil.
Die Lufthansa steuert dieses Jahr trotz der vielen Streiks auf ein Rekordergebnis zu. Warum zeigt sie sich nicht kulanter?
Das Rekordegebnis muss man genauer analysieren. Ein Grossteil des zusätzlichen Gewinnes hängt einzig und allein mit den niedrigeren Treibstoffkosten zusammen. Davon profitieren alle Fluggesellschaften. Der Markt läuft dieses Jahr richtig gut; alle Fluggesellschaften haben einen hervorragenden Sommer hingelegt. Auf Dauer wird der Treibstoff allerdings wieder teurer werden. Die Umstände waren zuletzt extrem positiv. Man muss sich aber auf den Normalzustand einrichten.
Diese Woche gab es eine Premiere bei der Lufthansa: Der erste Langstreckenflug ihrer Billigtocher Eurowings ist gestartet. Deren tiefere Löhne sind einer der Streitpunkte bei diesen Streiks: Heisst der Start des Langstreckenfliegers, dass sich die Lufthansa-Führung in diesem Punkt durchgesetzt hat?
Sie hat sich insofern durchgesetzt, als es Eurowings überhaupt gibt. Es war von vornherein das Ziel der Gewerkschaften, den Aufbau dieser Sparte zu verhindern. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sich aber nicht von seinem Plan abbringen lassen. Er will Europas drittgrössten Billigflieger aufbauen; auch und vor allem, um ein Druckmittel gegen die eigenen Gewerkschaften zu haben und sie zu Zugeständnissen zu zwingen. Für den Moment sieht es allerdings nicht so aus, als würde diese Takitk aufgehen. Denn sowohl die Piloten als auch die Flugbegleiter schlagen mittlerweile einen sehr harten Ton an.
Ziehen die Querelen die Lufthansa-Tochter Swiss in Mitleidenschaft?
Meines Erachtens nicht. Im Gegenteil. Das Lufthansa-System ist auf viele Drehkreuze ausgelegt – Frankfurt, München, Wien und natürlich Zürich. Es wird mehr und mehr danach gesteuert, dass Wachsen darf, wer besonders profitabel ist. Und die Swiss ist die mit Abstand profitabelste Airline im Lufthansa-System. Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas zu befürchten hat.
Das Gespräch führte Roman Fillinger.