Wer ist er, der politische Ziehsohn von Silvio Berlusconi? Angelino Alfano hat viele Übernamen. Einer lautet Fido, der Treue. Auf italienisch klingt das ziemlich herablassend. Grund: Der 42jährige Alfano hat in den vergangenen zwölf Jahren immer das getan, was Berlusconi von ihm verlangte.
Noch vor drei Wochen behauptete er kühn, kein Parlamentarier innerhalb von Berlusconis Popolo della Liberta denke darüber nach, Berlusconi die kalte Schulter zu zeigen und stattdessen die Linksextremen im Land zu unterstützen. Wer das mache, würde von den eigenen Wählern nicht mehr berücksichtigt werden.
Gestern nun war er es, der seinem politischen Ziehvater die Stirn bot und sagte: ‹Jetzt ist Schluss. Wir stürzen Letta nicht, weil Du mit der Justiz Probleme hast.› Das überrascht viele in Italien. Doch ganz so überraschend kam das vielleicht doch nicht.
Zehn Jahre Arbeit für Berlusconi
Vor über zehn Jahren begann Alfano im Parlament für Berlusconi zu arbeiten. In einer wichtigen Kommission schrieb er Gesetze, die Berlusconi zufällig zupass kamen. Das gleiche tat er ab 2008 als Justizminister.
Angelino Alfano war immer an der Seite von Berlusconi. Nicht uneigennützig. Er hoffte, seinen grossen Ziehvater Berlusconi politisch einmal beerben zu können. Der versprach ihm das auch immer wieder, übergab ihm vor bald einem Jahr gar die Führung der Partei. Nur um sie ihm ein paar Wochen später wieder aus der Hand zu reissen.
Monti-Sturz gegen Alfanos Willen
Damals stürzte Berlusconi die Technokraten-Regierung von Monti - gegen den Willen von Alfano. Das wollte sich Alfano nun wohl nicht mehr bieten lassen - und organisierte die Revolte gegen seinen einstigen Förderer.
Als Berlusconi am Mittwoch in letzter Sekunde entschied, Letta doch zu unterstützen, blickte Alfano glücklich und entsetzt drein. Glücklich, da der Übervater bleibt, unglücklich, weil er vielleicht mit der Rache von Berlusconi rechnen muss.