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International Der Litas ist Geschichte – Litauen zahlt jetzt mit Euro

Neues Jahr – neue Währung. Per 1. Januar 2015 wurde in Litauen der Euro eingeführt. Die alte Währung Litas hat ausgedient. Der baltische Staat wird damit das 19. Mitglied der europäischen Währungsunion.

Seit heute zahlen die Menschen in Litauen mit Euro. Dessen Einführung hat für die Litauer viel mehr als wirtschaftliche Bedeutung. Es geht um Sicherheits- und Geopolitik. Es ist ein weiteres Bekenntnis zum Westen. Und nach dem EU- und dem Nato-Beitritt 2004 ist es eine weitere Abkehr von Russland.

«Für uns geht es darum, wirtschaftlich und politisch voll in Europa integriert zu sein. Diese Zugehörigkeit und Integration bedeutet für uns auch mehr Sicherheit gegenüber unseren Nachbarn», sagt die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite im Interview mit der «Tagesschau».

Neue Angst vor dem grossen Bruder

Grybauskaite nannte Russland jüngst ein Terrorregime. Dabei spricht sie vielen Litauern aus dem Herzen. Das Land war im 18. Jahrhundert und zwischen 1944 und 1990 unter sowjetrussischer Zwangsherrschaft, nachdem Stalins Rote Armee einmarschiert war. 1990 befreite sich Litauen in der «singenden Revolution» aus der russischen Abhängigkeit. Selbst aus Moskau geschickte Panzer konnten den Weg Litauens in die Unabhängigkeit nicht mehr stoppen.

Seit der russischen Annexion der Krim und dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine ist in Litauen die Angst vor dem grossen Bruder zurück. Männer und Frauen auf einem Markt in der Hauptstadt Vilnius äussern ihre Bedenken. Sie sehen Russland als einen aggressiven Nachbarn, von dem man nicht wisse was er im Schilde führe. Das sei sehr beängstigend.

Gas aus Europa

Weg von Russland – und hin zu Europa – steuert Litauen auch in der Energieversorgung. Russland hatte die Gaspreise für Litauen in den vergangenen Jahren massiv erhöht. Gemäss Aussagen der Regierung bezahlte kein anderes Land in der EU dem russischen Gaslieferanten Gazprom so hohe Preise wie Litauen. Ab 2015 bezieht das Land neu Gas vor allem aus Norwegen. Es hat dafür einen mobilen Flüssiggasterminal über die Ostsee errichtet.

Energielieferungen als politisches Druckmittel gegen unser Land – das ist nun vorbei
Autor: Dalia Grybauskaite Präsidentin Litauens

Den 2015 auslaufenden Vertrag mit dem russisch-staatlichen Konzern Gazprom möchte die litauische Regierung nicht erneuern. Durch die Flüssiggaslieferungen aus Norwegen kann sich Litauen aus der vollständigen Energieabhängigkeit Russlands lösen. «Das gibt uns zusätzliche Freiheit und Sicherheit. Energielieferungen wurden zuletzt als politisches Druckmittel gegen unser Land verwendet. Das ist nun vorbei», erklärt die litauische Präsidentin Grybauskaite.

Die neuen litauischen Euromünze ziert übrigens ein Ritter mit Schild und Schwert. In Litauen seit Jahrhunderten das Symbol für Widerstand und Unabhängigkeit.

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