Lakhdar Brahimi wusste vom ersten Tag an, dass er eine fast unmögliche Aufgabe übernommen hatte. Seit der 80-jährige in Genf lebende Algerier 2012 das Amt des Syrien-Vermittlers vom enttäuschten und entnervten Kofi Annan übernommen hat, pflegte er auf entsprechende Fragen zu scherzen: Ja, er denke über seinen Rücktritt nach – jede Nacht.
Entschuldigung bei syrischem Volk
Doch jetzt ist es ihm ernst: Er wirft das Handtuch. Er gehe; traurig, dass er nichts erreicht habe und Syrien in einem miserablen Zustand zurücklasse. «Ich bitte Sie um Verzeihung, dass wir Ihnen nicht so geholfen haben, wie es notwendig war und Sie es verdient haben», sagte er in New York.
Schuld am Fehlen jeglicher Fortschritte ist gewiss nicht er, der talentierte, erfahrene und hartnäckige Diplomat. «Der Mann für unmögliche Aufgaben», wie er bei der UNO heisst.
Nein, Schuld sind die Widersacher in Syrien, vor allem das Regime, sagte UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, als er Brahimis Abgang bekanntgab. Sie und all jene Mächte, die Einfluss haben im Land. «Beiden Seiten, der Regierung und der Opposition, muss ich mit Bedauern sagen, dass sie versagt haben. Es ist ihr Land und ihr Volk», sagte Ban.
UNO ohne neuen Plan
Wie es nun weitergehen soll in Syrien, weiss niemand. Obschon sich Brahimis Rücktritt seit Wochen abzeichnete, hat die UNO keinen neuen Plan.
Als Syrien-Friedensvermittler sind derart offenkundig keine Lorbeeren zu holen, dass sich kaum geeignete und gewichtige Anwärter für dieses diplomatische Himmelfahrtskommando finden lassen. Nachdem zwei Runden von Friedensverhandlungen in Genf gescheitert sind, ist nicht nur unklar, mit wem, sondern auch wie man fortfahren will. Ohne Brahimi rückt eine Lösung für Syrien in noch weitere Ferne.