Zum Inhalt springen

International Der schmutzige Drohnenkrieg der USA

In ihrem Drohnenkrieg gegen Terroristen töten die USA offenbar deutlich mehr Zivilisten, als die Behörden zugeben. Das belegen Geheimdokumente, die die Enthüllungs-Plattform «Intercept» veröffentlicht hat.

Im Kampf gegen Terrorismus setzt US-Präsident Barack Obama seit Jahren statt auf Bodentruppen auf ferngesteuerte Drohnen. Mit angeblich beinahe chirurgischer Präzision erledigen Computerspezialisten in klimatisierten Büros weit entfernt vom Kriegsschauplatz ihren Job.

Mehr zum Thema

Viele Unschuldige getötet

Doch mit der Genauigkeit der Hightech-Waffen in den Krisengebieten wie Afghanistan, Jemen oder Somalia ist es gar nicht so gut bestellt. Das belegen neue Geheimdokumente eines anonymen Whistleblowers, welche am Donnerstag vom Internetportal «The Intercept» veröffentlich wurden.

In den 13 Monaten zwischen Januar 2012 und Februar 2013 seien im Norden Afghanistans 200 Menschen durch Drohnen-Beschuss getötet worden. In 35 Fällen seien gezielt Terroristen getötet worden. Die anderen, meistens Unschuldige, würden als im Kampf getötete Feinde gelten.

Unbekannter Whistleblower

«The Intercept» beruft sich auf eine namentlich nicht genannte Quelle innerhalb amerikanischer Sicherheitskreise. Das Enthüllungsportal hatte zuvor bereits streng geheime Dokumente öffentlich gemacht, die die Abhörskandale um den Geheimdienst NSA ins Rollen brachten.

Der Whistleblower habe um Anonymität gebeten, da die Dokumente vertraulich sind und die USA mit äusserster Härte gegen Enthüller geheimer Informationen vorgehen. Tatsächlich macht das FBI laut US-Medien bereits Jagd auf den unbekannten Whistleblower.

Brisante Details werden bekannt

Seinen Entschluss, nun an die Öffentlichkeit zu gehen, begründete er mit den Worten: «Diese ungeheuerliche Beobachtungsexplosion – Menschen zu überwachen, sie auf Listen zu sortieren und zu stapeln, ihnen Nummern zuzuweisen, ihnen ‹Baseball-Karten› zuzuweisen, ihnen auf einem weltweiten Schlachtfeld Todesurteile ohne Ankündigung zuzuweisen – es war von Anfang an falsch.»

Die veröffentlichten Dokumente geben – so sie denn echt sind – Einblick in die Befehlsketten. So muss Präsident Obama zum Beispiel jeden Einsatz persönlich genehmigen. Er nimmt sich im Schnitt 58 Tage Zeit für eine Entscheidung, das Militär hat dann weitere 60 Tage, um die Angriffe auszuführen.

Die Codewörter und Abkürzungen, die verwendet werden, sind offengelegt – «Jackpot» steht für eine erfolgreiche Mission, «F3» für «find, fix, finish» also «Ziel finden, fixieren, eliminieren».

Die USA setzen Drohnen seit Jahren für Angriffe im Anti-Terror-Kampf ein, aber auch zur Überwachung. Bekannt wurden Drohnenattacken in Afghanistan, Pakistan, Somalia, dem Jemen sowie Syrien und dem Irak. Zu konkreten Zahlen halten sich die Amerikaner bedeckt.

Meistgelesene Artikel