US-Präsident Barack Obama will Detroit nicht vor dem Pleitegeier retten. Das Weisse Haus beobachte aber die Lage sehr genau und halte an der «engen Partnerschaft mit Detroit» fest. Damit lässt das Weisse Haus die Auto-Metropole im US-Staat Michigan im Stich. Die Stadt sitzt auf einem gewaltigen Schuldenberg von mehr als 18 Milliarden Dollar.
Beschützer der Autoindustrie
Obama hatte der Autoindustrie von Detroit zunächst grosszügig unter die Arme gegriffen. Hilfen für die angeschlagenen Autobauer in Detroit gehörten zu den wichtigsten Anliegen seines Präsidentschaftswahlkampfs sowohl 2008 als auch 2012.
Obama präsentierte sich in seinen Kampagnen mehrfach als Beschützer von Amerikas Autowerkern. Er bezeichnete die Industrie in der Rezession als «Rückgrat der US-Wirtschaft» und pumpte rund 80 Milliarden Dollar an Steuergeldern hinein. Mit Geldspritzen an General Motors, Chrysler und deren Zulieferer brachte Obama die gebeutelte Branche wieder auf Trab.
Es gebe keine Pläne für Hilfsmassnahmen von staatlicher Seite, hatte Regierungssprecher Jay Carney bereits vergangene Woche gesagt. Obama sei über die Lage Detroits informiert. Überlegungen, die hoch verschuldete Metropole zu retten, gebe es nicht.
Das war Detroit
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Bild 1 von 17Legende: Eine Ruine unter vielen. instagram.com/tonydetroit
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Bild 2 von 17Legende: Auch Gotteshäuser zerfallen. instagram.com/tonydetroit
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Bild 3 von 17Legende: Hier spielen keine Kinder mehr. instagram.com/tonydetroit
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Bild 4 von 17Legende: Wenigstens die Fassade stimmt. instagram.com/tonydetroit
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Bild 5 von 17Legende: Nicht Philadelphia sondern Detroit. instagram.com/tonydetroit
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Bild 6 von 17Legende: Es könnte Aleppo oder eine andere vom Bürgerkrieg verwüstete Stadt sein – ist aber Detroit. Ein Gebäude nahe des Zentrums fällt in sich zusammen und niemand stört sich daran. Keystone
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Bild 7 von 17Legende: 1904 war die Welt in Detroit dagegen noch in Ordnung. Die Wirtschaft brummte und Fabrikhallen schossen wie Pilze aus dem Boden. Darunter befand sich auch das Werk, in welchem das legendäre Ford T-Modell vom Fliessband lief. Keystone
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Bild 8 von 17Legende: In den 20er- und 30er-Jahren traf die wirtschaftliche Depression auch Detroit. In dieser Zeit wurde die Prohibition (Verbot des Verkaufs und der Herstellung von Alkohol) zunehmend unpopulär. 1933 wurde es aufgehoben. Sieben Jahre zuvor liess sich die Detroiter Polizei aber noch für die Aushebung einer illegalen, unterirdischen Brauerei feiern. Keystone
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Bild 9 von 17Legende: An das wirtschaftliche Auf und Ab hatte man sich in Detroit gewöhnt. Ausbleibender Treibstoff war hingegen Neuland. Im September 1945 wurde das Benzin wegen eines Streiks der Ölarbeiter knapp. Kein Problem für die Detroiter. Sie tankten einfach einige Meilen weiter im kanadischen Windsor und sorgten dort für lange Schlangen vor den Tankstellen. Keystone
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Bild 10 von 17Legende: Der General-Motors-Firmensitz in Detroit in der 50er Jahren. Der Umsatz boomte. 1955 verkündete man als erstes amerikanisches Unternehmen einen jährlichen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar. Heute setzt man knapp 150 Milliarden um und kämpft dennoch ums Überleben. Keystone
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Bild 11 von 17Legende: Erste dunkle Schatten: Im Juli 1967 brachen die Detroiter Rassenunruhen aus. Auslöser war die Schliessung einer Bar. Die Unruhen entwickelten sich von anfänglichem Vandalismus schnell zu Plünderungen. Da die Polizei dem nicht Einhalt gebieten konnte, wurde die Nationalgarde mobilisiert. Nach fünf Tagen gelang es ihr, die Situation zu beruhigen. Keystone
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Bild 12 von 17Legende: Jetzt ist der Lack endgültig ab: Motor City – das war einmal. Zwar sind die Big Three der Autohersteller (General Motors, Ford und Chrysler) noch immer in Detroit ansässig, doch sie alle kämpfen ums Überleben – so wie die Stadt. Reuters
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Bild 13 von 17Legende: Zerbrochene Fensterscheiben sind nur ein Sinnbild des Niedergangs der Stadt zwischen dem Eriesee und dem Lake St. Claire im Norden des Landes. Einst wurden in der Fabrikhalle der Packard Motor Car gefragte Autos gebaut. Doch schon 1958 gingen hier die Lichter aus. Reuters
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Bild 14 von 17Legende: Der Hauptbahnhof von Detroit – weniger als zwei Meilen von der Innenstadt entfernt – steht ebenfalls für den Niedergang der Stadt. Seit 20 Jahren wird das Gebäude nicht mehr genutzt. Kein Investor war bereit, das Risiko einer Renovierung auf sich zu nehmen. Keystone
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Bild 15 von 17Legende: Doch der Hauptbahnhof steht mit seinem Schicksal nicht allein. Ganze Stadtteile verrotten und verfallen. Reuters
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Bild 16 von 17Legende: Zwar wehren sich einige Eigentümer dagegen, doch die Zukunft der Stadt sieht düster aus. Die Besitzer dieser Immobilie haben Blumen auf die vernagelten Fenster gemalt. Damit sollen Vandalen davon abgehalten werden, das Haus zu verwüsten. Reuters
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Bild 17 von 17Legende: Keine Glaube an eine Zukunft und keine Gläubigen: Die Erzdiözese musste deshalb die Kirche der «Märtyrer von Uganda» 2006 schliessen. Reliquien und die kirchliche Einrichtungen wurden an die Nachbargemeinden verschenkt. Was dann noch übrig war – wie Glasmalereien oder Kupfer – schlachteten Plünderer aus. Reuters