Zum Inhalt springen
John Paulson stützt sich nachdenklich auf seine Hände.
Legende: John Paulson Denkt an Steuerflucht und berät den möglichen nächsten US-Präsidenten. Keystone

International Die Dagoberts von Donald Trump

Im Team von Donald Trumps Wirtschaftsberatern sitzt nur ein Ökonom. Die meisten übrigen sind superreiche Geschäftsmänner. Etwa der Hedge-Fund-Manager und Wall-Street-Star John Paulson.

Er schillert wie sein Präsidentschaftskandidat Trump, nur ganz anders. John Paulson meidet die Öffentlichkeit. Das braune Haar trägt er eher kurz, sein Gesicht ist eher fein, die Stimme eher leise. Er bewundere den Klavierbauer Steinway schon lange, sagte der unscheinbare 60-jährige, als er vor drei Jahren das Traditionsunternehmen kaufte.

Finanzgenie für die einen, Betrüger für die andern

Mit der Übernahme von Steinway zeigte John Paulson erstmals Interesse an langfristigen Werten. Seine eigentliche Spezialität ist das grosse, schnelle Geld. Als Trittbrettfahrer bei Firmenübernahmen haben seine Hedge Funds Millionen gemacht.

Der grosse Coup gelang Paulson 2007. Kurz vor Ausbruch der grossen Finanzkrise wettete er auf fallende Häuserpreise und gewann damit 15 Milliarden Dollar. Ein Jahr später kaufte er Bankaktien, deren Preise ins Bodenlose gefallen waren. Auch diese Risikostrategie bescherte ihm enorme Gewinne.

Die grosse Krise machte ihn reich und berühmt. An der Wall Street wurde er zum Finanzgenie. Anderswo wurde er angegriffen. Für den Ökonomen Jeffrey Sachs von der Columbia University ist John Paulson ein Mann, der als «Mitverschwörer mit der Investmentbank Goldman Sachs verantwortlich ist für einen der berüchtigsten Betrügereien».

Verfechter der Steuerflucht

Die Bank habe für Paulson toxische Papiere in einem neuen Paket geschnürt und dieses ahnungslosen Investoren verkauft, die damit eine Milliarde Dollar verloren. Paulson, der gegen das Paket wettete, gewann eine Milliarde Dollar, und Goldman Sachs strich Gebühren ein.

Zu den grossen Verlieren zählte etwa die IKB Deutsche Industriebank, die später mit Staatsgeldern gerettet werden musste. Goldman Sachs bekam eine Busse wegen dieses Geschäfts, Paulson wurde nicht einmal angeklagt.

In den letzten Jahren war Paulson mehrmals in den Schlagzeilen, weil seine Hedge Funds sich verspekulierten. Doch er ist nach wie vor im Geschäft, sein privates Vermögen wird derzeit auf 11 Milliarden Dollar geschätzt. Er versteht sich also aufs Reichwerden. Was er von Volkswirtschaften versteht, ist nicht bekannt.

Einzig zum Thema Steuern hat er sich geäussert. Er ist gegen höhere Steuern auf Kapitalgewinne, gegen höhere Steuern für Unternehmen, gegen höhere Steuern für Reiche. Immer mal wieder flirtet er öffentlich mit der Idee, nach Puerto Rico zu ziehen, um Steuern zu sparen. Das mag sinnvoll sein für einen Superreichen, doch es ist schlecht für den Staat.

Banker, Pokerspieler, Immobilienbesitzer

Paulson ist längst nicht der einzige Milliardär, den Trump mit dem Titel eines wirtschaftlichen Beraters beschenkt. Da ist zum Beispiel Andy Beal. Seine Beal Bank ist eine der grössten Privatbanken in den USA. Immer mal wieder sass er in Las Vegas an einem Pokertisch, wenn um extrem hohe Einsätze gespielt wurde. Wegen dubioser Steuervermeidungstricks stritt er mehrmals mit den US-Steuerbehörden um Milliardenbeträge.

Oder Steve Feinberg, der Gründer und Chef von Cerberus Capital Management, jenes Investmentfonds, der den US-Autohersteller Chrysler 2009 in die Pleite führte und viele US-Waffenhersteller im Portfolio hat. Wirtschaftlichen Rat will sich Donald Trump auch bei Steven Roth holen, dem grössten Immobilienbesitzer New Yorks.

Trump will den Bock zum Gärtner machen: Die Reichsten sollen die Wirtschaft zum Brummen bringen, nicht die Qualifizierten. Unter den 14 Männern, die Trump wirtschaftlich beraten, gibt es viele Milliardäre, aber nur einen Ökonomen, Professor Peter Navarro, und der ist vor allem bekannt für seine alarmistischen Warnungen vor der chinesischen Wirtschaftsmacht.

Warum setzt Donald Trump auf solche Berater? Weil es ihm wohl weniger um deren Rat geht, als um deren Geld. Trump braucht Spender für seinen Wahlkampf. John Paulson zum Beispiel soll laut nymag.com kürzlich 250'000 Dollar bezahlt haben für den Eintritt zu einem Trump-Fundraising-Anlass. Und Paulson ist längst nicht der einzige Geldgeber unter den 14 Wirtschaftsberatern Donald Trumps.

Meistgelesene Artikel