Ankunft im Ferienparadies: Flüchtlinge auf Kos
-
Bild 1 von 10. Für Zehntausende Menschen ist Griechenland zurzeit das wichtigste Tor nach Europa geworden. Sie erreichen Ferieninseln wie Kos oder Lesbos meist auf einfachen Schlauchbooten. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien. Im Bild: Eine Familie liegt sich nach der Ankunft auf Kos in den Armen. Die Erschöpfung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 10. Ankunft auf Kos im Morgengrauen: Die meisten Flüchtlinge bringen die Reise von der türkischen Küste auf die nur wenige Seemeilen entfernten griechischen Inseln in Schlauchbooten hinter sich. An Bord sind oft ganze Familien. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 10. Eine syrische Familie sucht nach trockenen Kleidern für ihr in Tränen aufgelöstes Kind. Seit der Krieg in Libyen die Passage von Afrika nach Italien immer gefährlicher macht, versuchen viele Menschen die Flucht über die Türkei. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 4 von 10. Auf Kos erwartet die meisten Flüchtlinge zunächst Chaos. Hilfsorganisationen weisen seit längerem darauf hin, dass die Aufnahme- und Lebensbedingungen auf Kos inakzeptabel sind. Es fehlt an Unterkünften, aber auch an Lebensmitteln. Im Bild: Menschen nach der Ankunft auf Kos. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 10. Was von der Überfahrt übrig bleibt: Am Strand von Kos haben Flüchtlinge Schwimmwesten und ein Schlauchboot zurückgelassen. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 10. Auf den Schlauchbooten treten oft ganze Familien das letzte Stück ihrer Flucht nach Europa gemeinsam an. Im Bild: Eine Frau nach der Ankunft auf Kos. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 10. Eine syrische Familie aus Idlib – Vater Mohammed, seine Frau Kawsr und die zwei Monate alte Tochter Malak – nach ihrer Ankunft auf Kos. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 8 von 10. An Bord der Boote sind auch viele Kinder. Auf Kos erwartet die Familien zunächst oft grosse Ungewissheit. Die Behörden auf der Insel reagieren auf den Ansturm der Menschen überfordert. Hilfsorganisationen fordern Unterstützung. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 9 von 10. Ansturm auf das provisorische Aufnahmelager auf Kos. Weil es an Unterkünften mangelt, haben die Behörden ein altes Fussball-Stadion umfunktioniert. Zeitweise herrschten dort katastrophale Zustände: Es gab kein Essen und Trinkwasser. Die Registrierung der Menschen dauerte Stunden. Inzwischen hat sich die Lage offenbar beruhigt. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 10 von 10. Zwei Schiffe, zwei Welten: Im Hintergrund eine Fähre, im Vordergrund ein Schlauchboot mit Flüchtlingen auf dem Weg nach Kos. Bildquelle: Reuters.
SRF News: Herr Westphal, was wissen Sie über die aktuelle Lage auf Kos?
Florian Westphal: Es scheint so, dass sich die Lage in dem Stadion etwas entspannt hat. Dort halten sich anscheinend nur noch ein paar Dutzend Menschen auf. Wo die geschätzten Tausend Flüchtlinge sind, die dort gestern und vor allem in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch waren, weiss ich momentan nicht. Und man muss natürlich damit rechnen, dass in den nächsten Tagen weiter Menschen über die Türkei in Kos ankommen werden.
Ihre Leute von Ärzte ohne Grenzen kümmern sich seit längerem in einem leerstehenden, abbruchreifen Hotel auf der Insel um ankommende Flüchtlinge. Hat es Sie überrascht, dass die Situation zwischen Flüchtlingen und Polizei jetzt eskaliert ist?
Leider musste man damit rechnen. Wir haben seit Monaten darauf hingewiesen, dass die Aufnahme- und Lebensbedingungen für die Flüchtlinge auf Kos inakzeptabel sind. Seit April werden keine Nahrungsmittel mehr bereitgestellt, die hygienischen Verhältnisse und die Unterbringung sind mangelhaft. Und wenn es derart lange dauert, bis die Menschen registriert werden und von Kos weiterreisen können, ist es auch nicht überraschend, dass es zu Spannungen kommt.
Nun schickt die griechische Regierung ein Kreuzfahrtschiff zur Insel Kos, dort sollen bis 2500 Menschen aufgenommen, versorgt und registiert werden – ist das ein sinnvoller Schritt?
Wenn es dazu führt, dass die Unterbringung, Aufnahmebedingungen und gerade auch die Registrierung beschleunigt wird – auf jeden Fall. Aber das ist ein grosses «wenn». Wir haben schon seit mehreren Monaten darauf hingewiesen, dass mehr gemacht werden muss. Seitens der griechischen Behörden ist aber nicht sehr viel passiert. Stattdessen hat man zunehmend die Polizei zum Einsatz gebracht, um gegen die Flüchtlinge vorzugehen.
Können die Behörden nicht oder wollen sie nicht?
Das ist jeweils schwer zu beurteilen. Es ist sicherlich so, dass die Situation auf einer derart kleinen Insel naturgemäss schwierig ist – dazu kommen die beträchtlichen wirtschaftlichen Probleme Griechenlands. Man darf das Land mit dieser Herausforderung auch nicht alleine lassen. Die gesamte Europäische Union steht hier in der Pflicht, Griechenland tatkrätftig zu unterstützen, dass die Flüchtlinge anständig aufgenommen werden können.
Macht die EU denn nicht genug?
Nein. Sie macht klar zu wenig, das sieht man ja an den Zuständen, die auf Kos herrschen. Das sieht man auch an den tragischen Zwischenfällen auf dem Mittelmeer, wo Menschen immer wieder ertrinken. Die EU macht grundlegende politische Fehler. Da sie diesen Menschen aus Konfliktgebieten wie Syrien und Afghanistan nicht erlaubt, auf legalem und sicherem Weg nach Europa zu gelangen, zwingt sie die Menschen in die Hände von Schleppern.
Und sie zwingt sie damit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Wenn man aus Ländern wie Syrien kommt, bekommt man etwa in Ländern wie Deutschland Asyl. Aber erstmal muss man dahin gelangen. Und das kann man praktisch nur auf illegalem Weg.
Das Gespräch führte Susanne Schmugge