Die Griechen protestieren. Sie sind hässig. Ihre Renten werden gekürzt, sie müssen immer mehr Steuern bezahlen. Denn ihr Land ist pleite. Ohne Hilfsgelder von aussen droht der Staatsbankrott. Und Hilfsgelder gibt es nur, wenn gespart wird. So hat das Parlament erst am Wochenende erneut den Geldhahn zugedreht.
Dass es der griechischen Wirtschaft schlecht geht, ist nicht neu. Auf dem Gipfel der Krise – im Jahr 2011 – betrugen die Staatsschulden über 350 Milliarden Euro. Inzwischen konnten sie minim gesenkt werden, wie folgende Grafik zeigt:
Das Land hat in den vergangenen Jahren immer weit über seine Verhältnisse gelebt und viel mehr ausgegeben, als es eingenommen hat:
Und auch das Bruttosozialprodukt hat über einen langen Zeitraum eine negative Entwicklung gemacht. Erst in den letzten beiden Jahren konnte das Wachstum wieder ins Positive gekehrt werden:
Erschreckend ist die Entwicklung der Arbeitslosenzahl. 2015 betrug sie 24,8 Prozent. Das ist zwar weniger als noch 2014 – verglichen mit 2005 jedoch ein sprunghafter Anstieg; damals war nur jeder 10. Grieche ohne Job.
Das sagen die griechischen Bürger
Viele Griechen haben sich in ihr Schicksal ergeben. «Tsipras hat uns letzten Sommer per Volksabstimmung gefragt, ob wir neuen Sparmassnahmen zustimmen», entsinnt sich die Tierärztin Vaia. «Wir haben Nein gesagt, aber danach war es, als ob die Abstimmung nie stattgefunden hätte. Also ist es egal, was das Volk tut oder lässt.»
Metzger Savvas sieht es ähnlich. «Ich merke, dass ich gleichgültig geworden bin», sagt der 52-Jährige. Er arbeitet mehr und verdient weniger als früher. Schliesslich sind die aktuellen Kürzungen und Steuererhöhungen nicht die ersten Massnahmen, die Griechenland umsetzt. Allein die Renten wurden innerhalb der vergangenen fünf Jahre insgesamt zwölf mal gekappt.
«Krise?», wirft eine ältere Kundin ein. «Fragt mich mal, wie ich als Rentnerin eigentlich noch über die Runden komme! Und dabei wäre ich schon froh, wenn ich kapieren würde, über was die im Parlament überhaupt sprechen. Ich verstehe davon gar nichts mehr, von diesen ganzen Finanzsachen.»
«Natürlich macht mir das Angst!», ruft der Blumenhändler Babis. «Zwei Söhne habe ich, beide haben studiert – beide sind sie arbeitslos.» Der 60-Jährige sagt von sich, er sei der Sache nicht mal nur mehr überdrüssig, sondern fühle sich geradewegs hoffnungslos. Mit 1400 Euro Rente hatte er nach 42 Jahren Arbeit ursprünglich gerechnet, nach den vielen Kürzungen wird er wohl knapp 700 Euro kriegen.
Die Infografik zum Thema
Folgende Infografik zeigt, welche Hilfspakete die Griechen bisher erhalten haben und wohin das Geld geflossen ist: