Der Osteraufstand von 1916
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Bild 1 von 6. Beginn des Aufstandes: Bewaffnete Aufständische verlesen am 24. April 1916 die Oster-Proklamation in der Hauptstrasse Dublins. Sie fordern die Unabhängigkeit Irlands. Danach ziehen sie (v.a. Irish Volunteers und eine kleine Gruppe der Irish Citizen Army) in das Hauptpostamt (Bild), bringen es in ihre Gewalt und richteten dort ihr Hauptquartier ein. Bildquelle: Imago.
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Bild 2 von 6. Die Oster-Proklamation: Darin verkündet die republikanische provisorische Regierung die Loslösung Irlands vom Vereinigten Königreich von Grossbritannien und Irland. Das Hauptpostamt, die Oster-Proklamation sowie die irische Trikolore (später die offizielle Flagge der Republik) sind die drei wichtigsten Symbole des Osteraufstands. Bildquelle: Imago.
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Bild 3 von 6. Der Plan der Aufständischen: Sie wollen Verkehrsknotenpunkte und strategischen Gebäude innerhalb Dublins besetzen. Dazu werden etliche Strassenbarrikaden errichtet. Die britischen Truppen (im Bild) erobern in den folgenden sechs Tagen die Strassen Dublins Stück für Stück zurück. Bildquelle: Imago.
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Bild 4 von 6. Die Strassen Dublins werden zum Kampfgebiet: Eines der grossen Gefechte findet am zweitletzten Tag statt. 5000 britische Soldaten benötigen 28 Stunden, um knapp 150 Meter gegen 200 Rebellen vorzurücken. Bei diesem Kampf erstach das britische South Staffordshire Regiment Zivilisten und erschoss Menschen, die sich in Kellern versteckten. Bildquelle: Imago.
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Bild 5 von 6. Die Zerstörungen nach den Kämpfen waren verheerend. Die britische Armee setzte Kanonen und Artillerie ein. Die Unabhängigkeitskämpfer hatten weit weniger schwere Waffen. Bildquelle: Imago.
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Bild 6 von 6. Der Aufstand dauerte bis zum 29. April 1916. Die Opferzahl ist schwer abzuschätzen. Man geht davon aus, dass etwa 500 britische Soldaten ums Leben kamen. Auf Seiten der Iren gehen die Schätzungen von 1000 bis 2500 einschliesslich Zivilisten aus. Der materielle Schaden innerhalb Dublins wurde auf 2,5 Millionen Pfund beziffert. Bildquelle: Keystone.
Ostermontag 1916: Bewaffnete Gruppen besetzen in Dublin mehrere öffentliche Gebäude. Die militanten irischen Republikaner proklamieren die unabhängige irische Republik, rufen eine provisorische Regierung aus und erklären die Loslösung Irlands von Grossbritannien.
Die Oster-Proklamation
London reagiert mit voller Härte gegen die Aufständischen: Mehr als 5000 britische Soldaten und Polizisten schlagen den Aufstand der 1200 bis 1500 bewaffneten Iren innerhalb weniger Tage nieder. Gegen die schnell verstärkten und auch mit schweren Waffen ausgerüsteten britischen Regierungstruppen sind die Rebellen chancenlos: Etwa 500 Menschen kommen ums Leben – die meisten Zivilisten. Zahlreiche Aufständische werden hingerichtet. Und die Stadt Dublin ist von den Strassenkämpfen gezeichnet wie nach Bombenangriffen.
Unvollendete Rebellion mit Folgen
Obwohl niedergeknüppelt, gilt der Osteraufstand als Wendepunkt in der Geschichte Irlands. In der Bevölkerung beginnt ein verstärktes Nationalbewusstsein zu wachsen. Denn die harte Reaktion Londons forciert die antibritische Stimmung. Auf dieser Welle reitet die 1905 gegründete Sinn Féin: Die Partei gründet 1918 ein irisches Parlament und ruft eine irische Republik aus.
London erklärt alle Aktionen für illegal. Der folgende Unabhängigkeitskrieg endet 1921 mit der Teilung der Insel. Der Süden wird als Freistaat Irland unabhängig, Nordirland bleibt britisch. Im Zuge des Prozesses erklären die sechs mehrheitlich protestantischen Grafschaften in der Provinz Ulster im Norden durch einen Volksentscheid, als Nordirland beim Vereinigten Königreich zu bleiben.
So wirkt der Osteraufstand bis in die heutige Zeit nach und eskaliert in den 1970er-Jahren im Nordirland-Konflikt zwischen katholischen Republikanern und pro-britischen Protestanten. Mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 wird eine gewisse Stabilität erreicht, aber der Konflikt nicht beendet.
«Nordirland wurde diskriminierender, Irland intoleranter»
Aber gibt es in Zukunft wieder ein vereinigtes Irland? Martin Alioth, SRF-Korrespondent für Grossbritannien und Irland, äussert sich zurückhaltend: «Ich bin skeptisch, ob es zu meinen Lebzeiten zu einer Widervereinigung kommt.» Er beobachtet, dass an der nordirischen Basis sich das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten – Nationalisten und Unionisten – nicht merklich verbessert habe seit dem Friedensabkommen von 1998.
«Das Konzept der Teilung hatte auch in Irland fatale Folgen», sagt Alioth und spricht von einer Scheinlösung. Scheinbar homogene Gebiete oder Körperschaften zu kreieren, indem man künstliche Grenzen ziehe, garantiere keinen Frieden. Denn «Nordirland wurde nach 1922 immer protestantischer und diskriminierender. Die Republik Irland (zuvor der Freistaat Irland) wurde immer katholischer und intoleranter», analysiert Alioth.
Den Hauptgrund sieht er darin, dass beiden die ausgleichende Bevölkerungsminderheit, bzw. -mehrheit beraubt waren und ihnen das Ferment fehlte, sich täglich mit Andersdenkenden auseinandersetzen zu müssen.