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Männer tragen die umwickelte Leiche eines kleinen Jungen
Legende: Ein dreijähriger Knabe wird in Gaza zu Grabe getragen. Er wurde bei einem Luftschlag der israelischen Armee getötet. Keystone

International Die Hamas ist in einer schwachen Position

Hunderte israelische Bomben haben in den letzten drei Tagen im Gazastreifen Raketenabschussrampen oder Wohnhäuser getroffen und mehr als 80 Menschen getötet. Hamas-Kämpfer schiessen weiter Raketen und Granaten in Richtung Israel. Kompromisse gebe es keine, sagen Vertreter der Hamas.

Am nördlichen Rand zum Gazastreifen hat die israelische Armee schon am Dienstag Panzer auffahren lassen. Zwanzigtausend Reservisten wurden mobilisiert.

Eine Bodenoffensive wäre durchaus möglich. Mustafa Sawaf, Chefkommentator der offiziellen Hamas-Zeitung in Gaza Stadt hält das nicht mehr für ausgeschlossen. Aber er warnt. «Wenn Israel im Gazastreifen tatsächlich einmarschiert, dann sticht es in ein Wespennest. Und macht auch noch den letzten Bewohner von Gaza zum Widerstandskämpfer», sagt Sawaf.

Es ist viel einfacher, in den Gazastreifen hineinzugehen, als wieder rauszukommen, lautet auch eine israelische Weisheit. In diesem Punkt zumindest sind sich die Erzfeinde einig.

Israel räumte den Gazastreifen vor neun Jahren, begann das Küstengebiet aber wenig später mit einer Wirtschaftsblockade abzuschnüren, und zwar, als die Hamas dort die Macht übernahm.

Die jetzige Konfrontation wird nach einem alten Drehbuch ausgetragen, aber in einem neuen regionalstrategischen Kontext. Ein Ausstiegsszenario ist bis jetzt nicht in erkennbar.

Schlechte Ausgangslage

Von der israelischen Grossoffensive gibt sich der Mann der Hamas in Gaza-Stadt unbeeindruckt. Die Hamasspitze führe den palästinensischen Widerstand mit Erfolg, und mit Raketen, die selbst den Norden von Israel erreichen, betont Sawas.

Die Ausgangslage für die Hamas aber ist denkbar schlecht, denn die neue Regierung in Ägypten qualifiziert die Muslimbrüder als Terroristen und hat ihre Organisation verboten. Das hat auch die islamistische Hamas im angrenzenden Gazastreifen schwer getroffen. Sponsoren bleiben aus. Und Ägypten machte seine Grenze zum Gazastreifen weitgehend dicht.

Hamas musste sich mit der Fatah einigen

Die so geschwächte Hamas sah sich vor ein paar Monaten gezwungen, in eine palästinensische Einheitsregierung mit der alten Konkurrentin Fatah von Palästinenserpräsident Abbas einzuwilligen, weitgehend zu dessen Bedingungen.

In der Folge allerdings gab es Streit um die Beamtenlöhne. Weder die Beamten der Hamas noch jene der Fatah erhielten ihr Geld, sagt der unabhängige Ökonom und Poitexperte Omar Shaban in Gaza Stadt. Das hat die Misere in dem von Armut geplagten und übervölkerten Palästinensergebiet noch verschärft. Und die Probleme für die Hamas wurden nicht kleiner.

In den jetzigen Konflikt sei die Hamas eher getrieben worden, habe sich zur Machtdemonstration gezwungen gesehen, als Israel dutzende Hamas-Mitglieder in der Westbank verhaften liess. Dies geschah nach der Ermordung von drei israelischen Teenagern. Im israelischen Kabinett konnten die Hardliner eine massive militärische Operation im Gazastreifen durchsetzten, sagt der Ökonom Shaban.

Ein Ausweg hinter den Kulissen?

Der Politkommentator Hani Habib in Gaza hält es hingegen für denkbar, dass die Hamas hinter den Kulissen einen gesichtswahrenden Ausweg sucht. Für eine Waffenruhe nennt der Mann der Hamas, Mustafa Sawaf, vier klare Bedingungen. Israel müsse seine Militäroffensive und die Wirtschaftsblockade beenden. Eine Reihe von Palästinensern, die es in den letzten Wochen festgenommen hat, müssten frei gelassen werden. Und die Versöhnungsversuche zwischen Hamas und Fatah dürfen nicht hintertrieben werden. Die meisten Menschen im Gazastreifen halten diese Forderungen für völlig legitim.

Einen möglichen Kompromiss mit Israel könnte Ägypten, der Vermittler in früheren Krisen, aushandeln. Ägypten hat sich eingeschaltet, aber bis jetzt nur halbherzig. Und die Hamas fühlt sich von der neuen hamaskritischen Führung in Kairo auch nicht ernstgenommen.

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