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International «Die Mission wird das Drama im Mittelmeer kaum stoppen»

Die EU-Aussen- und Verteidigungsminister haben grünes Licht für die Vorbereitung eines EU-Marineeinsatzes gegen kriminelle Schlepperbanden im Mittelmeer gegeben. Ob diese Mission tatsächlich den gewünschten Erfolg bringt, bezweifelt der UNO-Experte Andreas Zumach.

Zur Person

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Andreas Zumach hat seit mehr als 25 Jahren sein Büro im Völkerbundpalast in Genf. Von dort beobachtet und kommentiert er die Arbeit der Vereinten Nationen. Er reist zudem häufig in die Krisenregionen der Welt.

Von den Plänen der EU hält UNO-Experte Andreas Zumach wenig. Auch mit Hightech-Instrumenten wie Drohnen oder Satelliten lasse sich nicht unterscheiden, ob es sich bei den Schiffen im Wasser um Fischer- oder Schleuserboote handle, sagte Zumach in der Sendung «10vor10».

Auch Interventionen gegen die Schlepper auf hoher See seien kaum praktikabel. «Auf der Hinfahrt kann das kaum geschehen, dann riskierte man ja das Leben der Flüchtlinge. Bei der Rückfahrt wäre die Beweiskraft äusserst problematisch.»

Völkerrechtlich problematisch

Eine UNO-Resolution sei denkbar, zumal Frankreich und Grossbritannien den Entwurf gemeinsam einbringen wollen, analysiert der UNO-Experte. Eine Zustimmung der anderen Veto-Mächte sei durchaus möglich.

Das Problem sei aber das geltende Völkerrecht. «Den Flüchtlingen wird damit verwehrt, irgendwo ihr Anliegen vorbringen zu können. Das ist ein klarer Verstoss gegen die Flüchtlingskonvention.»

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Mit der EU-Mission sei das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer kaum zu stoppen, vielmehr bräuchte es sichere Flüchtlingsrouten und ausreichend Anlaufstellen. «Das ist der einzige Weg, um die Schlepper um ihren Job zu bringen.»

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