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Einfahrt des Trams in Addis Abeba
Aus News-Clip vom 21.04.2016.
abspielen. Laufzeit 37 Sekunden.
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International Die neue Strassenbahn von Addis Abeba

Ob Lagos, Kampala oder Nairobi: Der Pendlerverkehr ist fast in jeder afrikanischen Stadt ein Albtraum. Der tägliche Weg ins Büro, in die Schule oder zum Flughafen ist meist ebenso zeitraubend wie gefährlich. In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba hat sich das nun geändert. Dank einer neuen Tramlinie.

«Willkommen in der Strassenbahn von Addis Abebba», begrüsst die Lautsprecherstimme die Passagiere im ersten elektrischen Tram Schwarzafrikas. Mit zwei Linien verbindet sie den Norden und den Süden der Stadt, und das freut den älteren Herrn, der neben mir sitzt. Er heisst Gitaw Shimeles und ist Lehrer.

Patrik Wülser

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Patrik Wülser ist Leiter der Auslandredaktion von Radio SRF. Von 2011 bis 2017 war er Afrikakorrespondent für SRF und lebte mit seiner Familie in Nairobi (Kenia).

Früher, mit den kleinen, ortsüblichen Minibussen, benötigte er zwei Stunden, um die Berufsschule, wo er unterrichtet, zu erreichen. Mit dem Tram braucht er noch knapp 15 Minuten und die Fahrt sei erst noch halb so teuer wie früher, nämlich 20 Rappen.

Einfach an den wartenden Autos vorbeifahren

«Was für ein Fortschritt diese Strassenbahn für uns bedeutet, können Sie sehen, wenn Sie einen Blick auf die Strasse werfen», erklärt Gitaw Shimeles. «Die Autos stehen im Stau, und wir fahren an ihnen einfach vorbei.» Die neue Strassenbahn sei ein weiterer Schritt in eine neue Zukunft des Landes.

Äthiopien galt lange als Armutsland, das regelmässig von Dürren heimgesucht wird. Dieses Image versucht die autoritäre Regierung in Addis Abeba mit allen Mitteln loszuwerden. Mit einer dirigistischen Wirtschaftspolitik soll der Sprung in die afrikanische Neuzeit geschafft werden. Das Tram in der Fünf-Millionen-Metropole sei ein «Symbol der Moderne», sagte der Transportminister anlässlich der Eröffnung.

Audio
Das neue Tram von Addis Abeba
aus HeuteMorgen vom 13.05.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 28 Sekunden.

Bau und Betrieb des Trams in chinesischer Hand

Finanziert und gebaut wurde das Projekt von den Chinesen. Selbst die Tramfahrer kommen aus China. Das stört Iva Eshetu wenig. Die Strassenbahn erfüllt die Köchin, die mit der Linie 1 zur Arbeit fährt, mit Stolz: «Ich bin glücklich, weil ich sehe, dass es mit Äthiopien vorwärtsgeht. Plötzlich hat man das Gefühl, Bürgerin einer Weltstadt zu sein – ich bin stolz.»

Die Strassenbahn macht das Leben nicht nur einfacher, sondern auch würdiger. Es ist ein Unterschied, ob man morgens in einem rostigen Kleinbus, zusammengepfercht wie Hühner, durch die Stadt gekarrt wird, dabei morgens und abends zweieinhalb Stunden im Stau steckt, oder aufrecht mit der Strassenbahn zur Arbeit fährt.

Er sei erleichtert, sagt ein junger Ingenieur – aber stolz? Nein, das sei er nicht. «Die Strassenbahn ist praktisch, aber in jeder Weltstadt gibt es mittlerweile Strassenbahnen. Andere Nationen schicken Roboter auf den Mars. Und wir, wir haben es nun also zu einer Strassenbahn gebracht. Das ist schön, aber kein Grund um stolz zu sein.»

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