Die neuen griechischen Reformvorschläge sind pünktlich eingetroffen. Nun wollen sich Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, EZB-Präsident Mario Draghi, IWF-Chefin Christine Lagarde und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker über das Thema Griechenland in einer Telefonkonferenz beraten.
Zuvor hatte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem den Eingang eines «umfassenden Texts» bestätigt und die jüngsten griechischen Vorschläge als «sorgfältig» bezeichnet. Die Qualität der Eingabe müsse sich aber erst noch erweisen.
Lob aus Frankreich – Deutschland zurückhaltend
Frankreichs Präsident François Hollande würdigte die griechischen Vorschläge – an welchen französische Berater mitgearbeitet hatten – als «glaubwürdig und ernsthaft». Griechenland habe gezeigt, dass es entschlossen sei, in der Euro-Zone zu bleiben, so der französische Präsident
Die deutsche Regierung reagierte hingegen zurückhaltend auf die neuen Vorschläge aus Griechenland: «Die Bundesregierung nimmt zur Kenntnis, dass Griechenland wie angekündigt eine Liste vorgelegt hat», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.
EU-Sondergipfel vielleicht nicht nötig
Einschätzungen eines hochrangingen EU-Vertreters zufolge könnte der für Sonntag anberaumte Sondergipfel zu Griechenland nicht nötig sein, falls sich die Euro-Gruppe am Samstag bereits über die Aufnahme von Verhandlungen über ein Hilfsprogramm einig werde. Über eine mögliche Brückenfinanzierung für das vom Finanzkollaps bedrohte Land werde indes nur diskutiert, wenn die Reformvorschläge positiv bewertet würden, so der EU-Vertreter.
Als Hürde könnten sich gemäss eines anderen EU-Vertreters allerdings die Parlamente Deutschlands, der Niederlande, der Slowakei, Sloweniens und Finnlands erweisen. Sollten nämlich die Euro-Finanzminister das griechische Reformpaket durchwinken, müsste es anschliessend von den genannten fünf Parlamenten genehmigt werden. Das estnische Parlament hat zwischenzeitlich unter Vorbehalt für die Aufnahme von Verhandlungen über ein Hilfsprogramm für Griechenland gestimmt.
Griechisches Parlament entscheidet am Abend
Auch das griechische Parlament könnte Tsipras' jüngste Reformpläne durchkreuzen. Die Abstimmung über das Sparprogramm soll am Freitagabend stattfinden. Da sich die neuesten Reformvorschläge weitgehend mit jenen der Gläubiger decken, ist zumindest mit Widerstand vonseiten der Syriza-Abgeordneten zu rechnen.
Bereits am Vormittag kam die Fraktion der regierenden Linkspartei Syriza hinter verschlossenen Türen zusammen, um über den Massnahmenkatalog zu beraten. Der linke Parteiflügel soll aufgebracht sein. Es gilt aber als sicher, dass das Parlament der Regierung die Vollmacht mit den Stimmen fast aller Oppositionsparteien geben wird.