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Der beleuchtete Petersdom bei Nacht.
Legende: Nur in Heiligen oder Jubel-Jahren erhalten Katholiken den vollkommenen Ablass. Keystone

International Die Pforten zur Vergebung aller Sünden

Am kommenden Dienstag ruft der Papst in Rom das Heilige Jahr aus. Millionen Pilger werden in die ewige Stadt strömen, um den vollkommenen Ablass zu erhalten. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Heiligen Pforten.

Der Ablass aller Sünden hat schon im Mittelalter Tausende, ja Abertausende nach Rom gelockt. Roms Herbergen und Wirtshäuser lebten und leben auch von den Sündern, die auf Vergebung, auf den vollkommenen Ablass hoffen. Doch den gibt es nicht immer, sondern nur in den Heiligen oder Jubel-Jahren.

Beichte, Kommunion und Heilige Pforte

An diesem Grundsatz hat sich seit dem Jahr 1300 nichts geändert, sagt Monsignore Natalino Zagotto. Der Ablass gelte für alle, selbst für Schwerverbrecher und für Mörder. Der Radius der Barmherzigkeit betrage 360 Grad. Um sie zu erlangen müsse man allerdings gewisse Bedingungen erfüllen. Der katholische Geistliche zählt auf, welche es sind: Es brauche die Beichte, die Kommunion, den Gang durch die Heilige Pforte, das Glaubensbekenntnis und ein Gebet für den Papst.

Wichtig sind also die Heiligen Pforten. Eine von ihnen findet sich in der Vorhalle der prächtigen, päpstlichen Basilika von San Giovanni in Laterano in Rom. Die bronzene, verzierte Tür ist normalerweise zugemauert und wird nur in den Jubeljahren geöffnet. Die Heilige Pforte symbolisiere den Übergang von der Dunkelheit ins Licht. Sie symbolisiere letztlich Jesus, sagt Monsignore Zagotto, ganz in Schwarz aber mit weissem Stehkragen.

Das Kloster Einsiedeln
Legende: Auch im Kloster Einsiedeln können Gläubige durch eine Heilige Pforte schreiten. Keystone

Den Ablass gibt es auch in der Schweiz

Um durch eine Heilige Pforte zu gehen müssen Gläubige allerdings nicht zwingend nach Rom. Jedes Bistum auch in der Schweiz hat eine Heilige Pforte. Den Ablass gibt es also auch in St. Gallen, Solothurn oder Einsiedeln. Rom selbst verfügt für die vielen Pilger über sechs solcher Pforten. Die von Sankt Peter ist sicher die bekannteste. Die unbekannteste dürfte jene sein, die Papst Franziskus nun erstmals öffnet: Im Armenhaus der Caritas, unmittelbar beim Römer Hauptbahnhof Termini, liess der Papst die sechste Heilige Pforte Roms errichten.

Der Papst denke immer auch an die Ärmsten, an die Letzten, sagt der Geistliche der Basilika San Giovanni. Der Andrang vor dem Armenhaus wird sich wohl in Grenzen halten, die meisten Pilger werden im Petersdom erwartet. Aber auch hier, in San Giovanni, werden Tausende anstehen.

30 Millionen Pilger erwartet

«Wir werden Abschrankungen auf der riesigen Piazza vor der Kirche errichten. Und wir werden Metalldetektoren aufstellen», sagt Zagotto. In Rom hat die Angst vor Terroranschlägen stark zugenommen. Viel Geduld brauchte es in der ewigen Stadt schon bisher, nun wird noch mehr von diesem raren Gut gefragt sein.

In der Basilika San Giovanni stehen zahlreiche Beichtstühle. Vielerorts stehen sie leer, doch hier werden sie rege benutzt. Was ist der Unterschied zwischen der Beichte und dem Ablass? Der Ablass befreie nicht nur von der Sünde, sondern von der Strafe, jener etwa des Fegefeuers. Der Ablass ist also eine Amnestie, das macht ihn für gläubige Katholikinnen und Katholiken so attraktiv. Bis zu 30 Millionen werden bis Ende 2016 in Rom erwartet.

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