Vorsichtig arbeitet sich das Minenräumkommando Zentimeter um Zentimeter über ein Feld. Wo der Detektor piepst, stecken sie eine Markierung in den Boden – Explosionsgefahr! 42 Bomben hätten sie in drei Tagen im Feld gefunden, sagt Pim Pa. Er leitet für die Organisation UXO Laos die Entminung am Rande des Dorfes. «Der Besitzer fragte uns vor einem Jahr an. Vier Dorfbewohner waren bereits bei Explosionen umgekommen».
Ein Drittel des Landes bombenverseucht
Anfragen für Entminung gibt es viele, die Warteliste ist lang. Laut Schätzungen ist bis heute ein Drittel von Laos mit Bomben verseucht. Denn die Amerikaner warfen vor allem Streubomben ab. Das sind Bomben, die sich beim Abwurf öffnen und Hunderte kleinerer Bomben, sogenannte Bomblets, ausschütten.
Ungefähr 80 Millionen dieser Boccia-Kugel grossen Bomblets liegen laut Schätzungen immer noch irgendwo in Laos. In einem kleinen Holzhaus in einem anderen Dorf in der Provinz Xiang Khouang explodierte vor zwei Wochen ein solches Bomblet.
Grossmutter Lee sass in der offenen Küche, als es passierte: «Auf einmal gab es einen lauten Knall. Dann sah ich die Kinder, blutüberströmt». Fünf Kinder wurden verletzt. Sie hatten das Bomblet auf dem Fussballplatz gefunden, mit nach Hause genommen, um damit zu spielen – dann explodierte es.
Er habe gedacht, das sei ein Spielzeug, sagt der siebenjährige Tum, der beim Unfall zwei Finger verlor. Die Hand ist nun dick eingebunden. Noch stecken kleine Metallsplitter unter seiner Haut am Hals.
Generationenübergreifendes Leid
Grossvater Songkham rauft sich noch heute die Haare, dass er nicht genauer hingeschaut hatte, womit seine Enkel spielten. Er hatte als Teenager während des Vietnamkriegs eine Hand verloren – ebenfalls durch ein amerikanisches Bomblet.
Damals seien die amerikanischen Bomber Tag und Nacht über ihr Gebiet geflogen, erzählt er. Ständig mussten sie sich in Bunkern verstecken. «Es schmerzt mich, dass nun auch noch meine Enkel unter diesem Krieg leiden müssen».
Ein Krieg, der später als der «geheime Krieg» bekannt wurde. Die amerikanischen Präsidenten Johnson und Nixon hätten die Bombardierung von Laos, die 1964 begann und 1973 endete, jahrelang geleugnet, sagt Channapha Khamvongsa. Die Laotin, die in den USA aufgewachsen ist, lobbyiert seit Jahren für die Bombenopfer. «Es war eine Bombenkampagne der CIA, der Kongress wusste von nichts», sagt sie.
«Und bis heute steht nichts darüber in amerikanischen Geschichtsbüchern. Der geheime Krieg in Laos geriet in Vergessenheit, bis heute. Obamas Besuch ist deshalb von historischer Bedeutung», sagt die US-Laotin.
Obama bringt Geld für Entschärfung
Und historisch ist, was Präsident Obama heute in Vientiane sagte: Die USA hätten ihre Rolle im Konflikt früher nicht anerkannt. Viele Leute seien damals aus ihren Häusern vertrieben worden und die Bomben von damals würden noch heute die Bewohner und die Entwicklung des Landes gefährden.
Deshalb werde die US-Regierung in den kommenden drei Jahren 90 Millionen Dollar an Laos zahlen. Das ist beinahe so viel, wie die USA in den vergangenen 20 Jahren gezahlt hatten. Das Geld soll zum einen für Prothesen und ärztliche Behandlungen von Opfern verwendet werden. Das meiste Geld soll jedoch dazu dienen, die Millionen von Bomben, die nie explodiert sind zu finden und zu entschärfen.