In Ägypten sind durch die Unruhen Kulturgüter in Gefahr: Erst kürzlich brachen Plünderer ins Mallawi Museum südlich von Kairo ein. Sie zerstörten Vitrinen, zerbrachen Statuen, kippten einen Sarkophag um. Schliesslich nahmen sie fast alle der 1100 Objekte mit. Es sind Mumien, Statuen, kleine Figuren, Keramikgefässe, tausende von Jahre alt.
Der Bestand des Museums ist nahezu vollständig zerstört. Dies bestätigt Dietrich Raue. Er arbeitet als Kurator am Ägyptischen Museum der Universität Leipzig. «Die vergoldeten Antiquitäten reizen die Leute, sie mitzunehmen. Sie glauben, die Objekte haben sehr viel Wert.»
Doch oft ist auf den Objekten nur dünnes Blattgold. «Spätestens wenn die Diebe das merken, dann werfen sie es weg», so der Ägyptologe. Das habe man damals beim Einbruch des Kairoer Museum im Jahr 2011 gesehen. In der direkten Umgebung des Museums wurden einige Stücke gefunden.
Für den Kunsthandel braucht es Know-how
Die Diebe versuchen auch, die Objekte in den Kunstmarkt einzuschleusen. Dies ist aber nicht so einfach. «Dieses Jahr sind bei Christie‘s Objekte aufgetaucht, die angeblich aus britischen Privatsammlungen stammen.» Umsichtige Kollegen hätten dann entdeckt, dass es sich um Diebesgut aus Luxor handelte.
Gefährdet sind laut dem Ägyptologen nicht nur die Güter in Museen. Oft werden in Provinzen Magazine aufgebrochen. «Also da, wo Forscher ihre Funde von Ausgrabungen erst mal hinbringen, bevor entschieden wird, ob das in einem Museum in die Vitrine kommt.»
Unentdeckte Stücke in Gefahr
Besonders gefährdet sind aber laut dem Ägyptologen jene Objekte, die noch gar nicht ausgegraben wurden. Diese Stücke werden gestohlen ohne je registriert worden zu sein. Oft werden die Schätze auch zerstört, wenn Land besetzt wird.
Hoffnung auf ein schnelles Ende der Gewalt in Ägypten gibt es derzeit wenig. Die Armee hat andere Probleme, als sich um die Kulturgüter zu kümmern. Hinzu komme, dass die Wirtschaft total erodiert sei und viel mehr Leute auf die Idee kommen, Objekte zu stehlen, so Raue. Trotz der Gewalt – der Schutz der alten Stücke müsste bei den Ägyptern «wieder auf der Tagesordnung stehen».
(Interview: Peter Voegeli)