Schnell war trotz der Terrornacht von Paris klar, niemand will die Klimakonferenz COP21 in Paris absagen: «Diese Konferenz ist einfach zu wichtig», erklärt Fredy Gsteiger der Uno-Korrespondent von Radio SRF und weist auch darauf hin, dass Klima und Sicherheit eine Verbindung haben. Darauf habe auch der UNO-Generalsekrätar Ban Ki-Moon am G20-Gipfel hingewiesen.
«Wir kennen das Beispiel Syrien oder das Beispiel Nigeria dort hat – nicht nur – aber auch der Klimawandel Konflikte ausgelöst.» Die Bekämpfung des Klimawandels kann also auch helfen, den Terror und die Gewalt einzudämmen. «Paris wird bereit sein Ende Monat, davon bin ich überzeugt», meint auch Frankreich Korrespondent Michael Gerber .
Die Welt am Scheideweg
Denn die Welt steht tatsächlich an einem Scheideweg. Dass der Klimawandel Tatsache ist, wird von kaum einem Klimaforscher in der Welt mehr bestritten. Seit 1950 ist der Co2-Pegel in ungeahnte Höhen gestiegen. Wenn es so weitergeht, dann liegt die Erderwärmung im Jahre 2100 bei 3,5 Grad – mit wohl katastrophalen Auswirkungen. Das Ziel der 21. Klimakonferenz ist es, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.
Seit einigen Tagen ist Barbara Lüthi im Südpazifik auf den Spuren des Klimawandels unterwegs. Fidschis Hauptstadt Suva ist hat rund 85000 Einwohner und ist vor dem Klimagipfel so etwas wie das Zentrum der Pazifikstaaten geworden. 15 Millionen Menschen auf den südpazifischen Inseln sind akut vom Klimawandel betroffen. Barbara Lüthi besuchte Dörfer, die behelfsmässig Mäuerchen errichten, um dem steigenden Meeresspiegel und den Sturmfluten zu begegnen.
«Die Menschen kämpfen tagtäglich, damit sie ihre Dörfer erhalten können – aber die Realität ist leider eine andere: 700 Dörfer auf Fidschi werden zur Zeit ins Landesinnere umgesiedelt.» Auch die Stürme und Regenfälle werden immer heftiger und häufiger. Wasser bleibt so zum Teil tagelang liegen und zerstört Ackerland und Ernten. Auf Fidschi arbeiten rund die Hälfte der Menschen in der Landwirtschaft und über 40 Prozent der Einnahmen kommen aus dem Landwirtschaftssektor. Barbara Lüthi:«Ich habe vor kurzem mit einem Bauern gesprochen, der mehrere Ernten dieses Jahr verloren hat.»
Südpazifik zum ersten Mal mit einer Stimme - ausser Australien
Die 13 Pazifikstaaten kommen das erste Mal überhaupt zusammen, um mit einer Stimme in Paris zu sprechen. Im September wurde von den 13 Pazifikstaaten die Suva Declaration unterschrieben – mit klaren Forderungen an die Welt. Unter anderem forden die Staaten ein Moratorium für Kohlenkraftwerke und sie wollen die Klimaerwärmung sogar bei 1,5 Grad stoppen. Denn die zwei Grad, die die Klimakonferenz erreichen will, reichen für den Pazifik nicht, da sind sich alle hier einig.
Ausgerechnet im Pazifik aber schert ein Land aus. Das weiss Australien-Korrespondentin Stefanie Knoll : «Australien hat sich vom Musterschüler in Sachen Klimaschutz zum absoluten Schlusslicht entwickelt. Das ist vor allem passiert seit 2013 Tony Abbott zum Premierminister gewählt wurde. Der Konservative hat das Land wieder in die Kohlezeiten zurückversetzt, Australien produziert 70 Prozent seines Stroms mit Kohle und ist der grösste Kohleexporteur der Welt.»
Die Hoffnungen der südpazifischen Inseln ruhen nun auf dem neuen Premier von Australien, Malcolm Turnbull, der früher Umweltminister war. Aber er hat mit der mächtigen Kohlelobby einen starken Widersacher. Und die Klimaskeptiker haben ausgerechnet in Australien immer noch grossen Zulauf, meint die Australien Korrespondentin: «40 Prozent der Australier glauben nicht, dass der Klimawandel menschengemacht ist.»
Aber jetzt gibt es auch in Australien heftigen Widerstand gegen den klimaunfreundlichen Kurs des Landes. Die Australian Youth Climate Coalition etwa ist sehr erfolgreich, lobbyiert gegen klimaunfreundliche Projekte und hat mittlerweile fast so viele Mitglieder wie die beiden etablierten Parteien zusammen.
Die Menschen auf den Inseln im Südpazifik hoffen nun, dass sich Australien in Paris wieder vom Saulus zum Paulus wandelt. Und mit Australien natürlich die Welt. Der ganze südpazifische Raum wird im Dezember gebannt nach Paris schauen, denn dort geht es um die Zukunft ihrer Heimat.
Bei der Aufzeichnung des SRF-Auslandmagazin #SRFglobal fragt Florian Inhauser Fenton Lutunatabua von den Pacific Climate Warriors auf den Fidschi-Inseln, was in Paris entschieden werden müsse, damit die Menschen hier zufrieden seien. «Wir brauchen eine Sache: In Paris muss die Welt sich verpflichten, von den fossilen Brennstoffen wegzukommen und den Schritt zu den erneuerbaren Energien machen. Nur mit diesem Resultat werden wir im Südpazifik glücklich sein.»