Vertreter von knapp 50 Nationen beraten in London über die Zukunft des ostafrikanischen Krisenlandes Somalia. An der Konferenz nehmen auch Menschenrechts- und Hilfsorganisationen teil. Die Themenliste ist lang. Die Regierungen Grossbritanniens und Somalias hatten gemeinsam zu der Konferenz eingeladen.
Warum sich gerade London für Somalia stark macht, erklärt Korrespondent von SRF, Fredy Gsteiger, vor allem mit Grossbritanniens derzeitigem Vorsitz der G8-Gruppe. Als Veranstalter des G8-Treffens im Juni wolle man etwas vorweisen können. An den jährlichen Treffen spielen Themen wie Entwicklung und Humanitäres in der Regel eine grosse Rolle.
Hinzu kommt aber auch, dass in der britischen Hauptstadt ein grosser Teil der somalischen Diaspora lebt. Intellektuelle, Politiker und ganz normale Flüchtlinge. Wie gross ihr Einfluss tatsächlich sei, sei schwer abzuschätzen, analysiert Gsteiger. Er sei aber sicherlich vorhanden.
Widerstand gegen Londons Hilfe
Das britische Engagement für Somalia wird aber auch kritisiert. Aktivisten werfen der britischen Regierung vor, nur eigene, britische Interessen zu verfolgen und an der Situation in dem Land wenig interessiert zu sein. Beispielsweise wird den Briten vorgeworfen, ihr Interesse an Somalia gelte vor allem dem Öl in dem ostafrikanischen Land.
Gsteiger findet diese Kritik etwas übertrieben – völlig unberechtigt sei sie aber nicht. «Wenn immer Länder sich irgendwo engagieren, geschieht das selten völlig selbstlos.» Das Öl-Argument scheint Gsteiger aber etwas überstrapaziert. «Es gibt vermutlich Öl-Reserven in Somalia – wie gross die aber sind, weiss niemand. Zudem ist es unklar, ob somalisches Öl wirklich konkurrenzfähig angeboten werden könnte», so der diplomatische Korrespondent.
«Somalis müssen umdenken»
Was für Somalia an der Konferenz tatsächlich herausspringt, ist noch unklar. Für Gsteiger ist aber klar: Es geht hier vor allem um moralische und politische Unterstützung. Die Signalwirkung der Konferenz sei sehr wichtig. «Das darf man nicht unterschätzen», so Gsteiger. Somalia habe bislang als hoffnungsloser Fall gegolten. Mit der Konferenz zeigten nun aber Grossbritannien und die anderen Staaten, die sich beteiligen: Es besteht noch Hoffnung für Somalia.
Das Land braucht aber mehr als nur Hilfe von aussen. Der somalische Politologe Abdirizak Sheikh äussert sich hier nur wenig zuversichtlich. Denn die Somalis selber könnten nicht erklären, warum sie sich gegenseitig 22 Jahre lang bekämpft hätten. Sheikh erklärt: «Diese zerstrittenen Clans sind immer noch präsent. Und auch die militante islamistische Bewegung in Somalia, die Al-Shabab-Miliz, ist noch da. Sie hat das Land instabil gemacht», urteilt der Politologe.
«Wir Somalis sprechen dieselbe Sprache, gehören der gleichen Religion an – trotzdem sind wir untereinander so zerstritten», erklärt Sheikh. Die Menschen lebten immer noch im Clan-Denken und jeder Clan habe für sein Gebiet Ansprüche. Konkret heisst das: Niemand denkt als Somali. Solange dies so sei, komme Somalia nicht voran.