International - Drama um Great Barrier Reef zwingt Australien zum Handeln
Das Riff vor der australischen Ostküste, das grösste Korallenriff der Welt, ist bedroht. Die Unesco hat es vorerst dennoch nicht als gefährdetes Weltnaturerbe eingestuft. Die australische Regierung zeigt sich erleichtert. Doch jetzt muss sie handeln.
Australien bleibt eine monumentale Peinlichkeit erspart: Die Unesco will das bedrohte australische Great Barrier Reef vorerst nicht auf seine rote Liste für gefährdetes Welterbe setzen. Das weltberühmte Riff ist seit Jahren von Korallenschwund, sinkender Wasserqualität und Hafenausbau bedroht.
Eine Erklärung des Barrier Riffs zu einem gefährdeten Weltnaturerbe hätte dem Reisekatalogbild von Australien als grünem und sauberen Land massiv geschadet. Eine Katastrophe für den Tourismus, der von diesem Klischee lebt.
So informierte die Regierung in den letzten Monaten rund um den Globus Politiker und lud Journalisten aus aller Welt aufs Riff ein – alles bezahlt natürlich. Damit sollte gezeigt werden, dass alles doch gar nicht so schlimm sei, wie Umweltschützer behaupten.
Kohle ist gut für die Menschheit.
Pestizide, Fischerei und Schiffsverkehr bedrohen das Riff
Das Expertenteam der Unesco schreibt nun in seiner Empfehlung an die Kulturorganisation, Australien unternehme endlich Anstrengungen, um das Riff besser zu schützen. Doch aus dem Schneider ist das Land deshalb nicht.
Die Organisation begrüsst zwar ein auf 35 Jahre angelegtes Schutzprogramm, nun aber müssten alle Zusagen umgesetzt werden, und zwar rigoros.Es ist eine monumentale Aufgabe. 50 Prozent der Korallen am aus 3000 einzelnen Riffen bestehenden Gebilde sind in den letzten 30 Jahren abgestorben. Die Wasserqualität wird immer schlechter.
Die Gründe: Pestizide aus der Landwirtschaft etwa, Fischerei, Schiffsverkehr. Doch die Nummer Eins sind höhere Wassertemperaturen, verursacht durch den Klimawandel.
Reduzierung der Kohleexporte zwingend
Auch wenn Australien jetzt die Schadstoffe im Wasser reduzieren will, und bereits das Versenken von Baggeraushub verboten hat, beim Thema Klimawandel dürften die guten Vorsätze auf Widerstand stossen. Der Grund ist Kohle.
Ein grosser Teil des Wohlstands Australiens ruht auf einem Produkt, das Experten als Klimakiller Nummer eins bezeichnen. Nur ein Ende der Kohleexportindustrie könne das Überleben des Riffs langfristig garantieren, sagen Umweltschützer. Doch das ist mehr Wunschdenken als politische Realität.
Denn Premierminister Tony Abbott ist nicht nur ein Klimaskeptiker. Erst jüngst sagte er: «Kohle ist gut für die Menschheit.»
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