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International Droht im Südsudan ein Genozid?

Jahrzehntelang tobte im Süden des Sudans ein blutiger Bürgerkrieg. Mit der Unabhängigkeit, hoffte man, würde auch der Frieden kommen. Doch nur drei Jahre nach der Gründung des neuen Staates herrschen im Südsudan schon wieder Tod und Terror. Amnesty International warnt vor einem Völkermord.

Hinter der St. Andrew-Kirche in Bor reiht sich Erdhaufen an Erdhaufen. 20 Frauen sind hier begraben. Die Frauen wurden brutal gefoltert, vergewaltigt und schliesslich getötet. Pfarrer Thomas Agou hat Amnesty International zu diesem Massengrab geführt.

Ermordet wurden die Frauen von Rebellen des früheren Vizepräsidenten, Riek Machar. Es sind nur 20 von Tausenden von Opfern, die er zu verantworten hat. Wohl ebenso viele Frauen, Männer und Kinder haben die Truppen seines ehemaligen Gegenspielers, des heutigen südsudanesische Präsidenten Salva Kiir, auf dem Gewissen.

Der Bericht von Amnesty International rapportiert schonungslos und in allen Details, was die Kämpfer beider Seiten der Bevölkerung angetan haben – und immer noch antun. Im Kampf um Dörfer und Städte machten Rebellen und Regierungssoldaten systematisch Hatz auf Menschen. Sie vergewaltigten sogar Kinder und schwangere Frauen. Die Vergewaltigungen fanden selbst dort statt, wo diese Schutz suchten, in Kirchen und Moscheen. Sie drangen in Krankenhäuser ein. Sie erschossen wehrlose Alte und Kranke in den Spitalbetten.

Eliza Mogga Leja hat so einen Angriff erlebt. Die Eindringlinge hätten Geld verlangt, erzählt er Amnesty International, «wer keines hatte, war tot».

Es geht um Macht und um Öl

Es sind schreckliche Szenen, die sich im jüngsten Staat der Welt abspielen. Der Kampf der alten Rivalen Machar und Kiir ist zum brutalen ethnischen Konflikt geworden, zwischen den Dinka, denen Präsident Kiir angehört, und der zweitstärksten Ethnie, der Nuer, von Riek Machar.

Begonnen hat er im Dezember des letzten Jahres, als Präsident Kiir seinen Vize Machar entliess. Aber es geht nicht nur um Macht, sondern auch um Öl; der Südsudan berherbergt grosse Ölvorkommen, an denen auch die übrige Welt interessiert ist.

Mitarbeiter von Amnesty International haben einige der umkämpften, ölreichen Städte besucht, und dabei immer neue Massengräber mit manchmal hunderten von Toten gefunden. Weder die internationalen Friedensbemühungen, noch die UNO-Blauhelme konnten die Mörderbanden stoppen. Sie konnten auch nicht verhindern, dass über eine Million Menschen vertrieben wurden. Nicht einmal das Gelände der UNO, in das tausende Zivilisten geflohen waren, bot Schutz. In den letzten Monaten stürmten bewaffnete Angreifer den Stützpunkt und erschossen fast 50 Flüchtlinge.

Medizin und Nahrung gestohlen

Auch Hilfsorganisationen blieben nicht verschont. Die Station des World Food Program wurde von den Kämpfern kaputtgeschossen und geplündert. Gelagert waren da Medizin und Nahrung, die 400‘000 Menschen für mehrere Monate ein einigermassen menschenwürdiges Leben ermöglicht hätten.

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