Die Billigarbeiter aus Zentralasien schuften in Moskau zu Dumpinglöhnen. Als Bauarbeiter und Hauswarte verdienen sie rund 15‘000 Rubel im Monat. Vor dem Währungscrash waren das knapp 400 Euro. Heute erhalten sie nur noch 200 Euro.
Der IS als Krankenversicherer
«Ich fahre nach Hause. Hier macht das alles keinen Sinn mehr, zu wenig Geld», sagt der Gastarbeiter Nursultan Kabaiew. Vor der tadschikischen Botschaft in Moskau drängen sich Menschen – es sind Tagelöhner, die Ausreisepapiere beantragen.
Doch zuhause, in den muslimisch geprägten Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan, wartet auf diese Männer nur wirtschaftliches Chaos.
Das sei der ideale Nährboden für Schergen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), sagt der Chef des Verbandes der Arbeitsimmigranten, Bachrom Chamoiew: «Viele werden sich als Söldner anwerben lassen und in Syrien kämpfen. Sie sehen für sich oft keinen anderen Ausweg.» Wer sich dem IS anschliesst, erhält einen Lohn – und oft noch Kranken- und Sozialversicherung.
Hunderte Kämpfer aus zentralasiatischen Armenhäusern
Auch in den kirgisischen Medien ist die Problematik ein Thema. Ein Fernsehbeitrag zeigt festgenommene Männer – die angeblich vom IS angeworben wurden. Unter ihnen sollen sich offenbar auch ehemalige Tagelöhner befinden. Sie hätten nach Syrien und in den Irak reisen sollen – wo für die radikalen Islamisten bereits hunderte Männer aus den Armenhäusern Zentralasiens kämpfen.
«Kurz und deutlich: Je weniger Arbeitsimmigranten hier Geld verdienen, desto mehr Kämpfer und Mudschaheddin wird es geben», meint Chramoiew. Bis vor kurzem haben in Russland rund 10 Millionen Tagelöhner aus Zentralasien geschuftet. Den Behörden zufolge wird wegen der Wirtschaftskrise dieses Jahr etwa die Hälfte abwandern. Wenn dieser Trend so weitergeht, wird der IS wohl kaum Rekrutierungsprobleme haben.