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Ein Gesundheitsmitarbeiter spritzt einem Mann einen Ebola-Impfstoff in den Oberarm.
Legende: In Guinea wird ein neuer Ebola-Impfstoff auf seine Wirksamkeit getestet. Keystone

International Ebola-Impftests: Hoffnung – aber auch Fragezeichen

Sie haben die Erwartungen erfüllt: Die Tests mit Ebola-Impfstoffen, welche unter anderem an den Universitäten Genf und Lausanne durchgeführt wurden. Weil es um Leben und Tod geht, nimmt man aber einiges in Kauf.

Jahrelang hat sich in Sachen Impfstoffe gegen Ebola nichts bewegt. Und nun liegen innert weniger Monate erste Resultate vor. Vielversprechende Resultate, die hoffen lassen, die tödliche Krankheit in den Griff zu bekommen.

Doch ist man nicht zu spät? Immerhin hat die Ebola-Epidemie in Westafrika bereits über 10‘000 Todesopfer gefordert und ist weitgehend am Abklingen. «Nicht unbedingt», sagt dazu Blaise Genton, der am Schweizerisches Tropen- und Public-Health-Institut arbeitet. Er leitet auch eine der beiden Impf-Studien mit Schweizer Beteiligung am Universitätsspital Lausanne.

Vorausgesetzt, die Ausbreitung könne nicht ganz gestoppt werden, sei man nicht zu spät, so Genton. In Guinea zum Beispiel könne man möglicherweise noch immer Leben retten.

Wirkung noch nicht gesichert

Bis es soweit ist, braucht es allerdings noch weitere Testphasen. Denn noch ist unklar, ob die Impfstoffe tatsächlich wirken. In den nächsten Wochen sollen in Guinea rund 10‘000 Personen geimpft werden – mit einem Impfstoff, der in Genf getestet wurde.

Wie die Verantwortlichen gestern vor den Medien sagten, sind die Versuche an gut 150 Freiwilligen positiv verlaufen, trotz Nebenwirkungen wie Gelenkschmerzen, Fieber oder Ausschlägen an den Füssen. Der Versuch war wegen dieser Nebenwirkungen auch kurzzeitig unterbrochen worden.

Würden diese Nebenwirkungen bei einer Impfung gegen Grippe auftreten, würde man sie wohl nicht tolerieren, so die Einschätzung von SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis. Doch weil es sich bei Ebola um eine tödliche Krankheit handelt, nimmt man sie in Kauf. «Natürlich ist es ein Abwägen», sagt Blaise Genton, «in diesem Fall überwiegen die Vorteile die Nebenwirkungen.»

Der Erfolg, der sich glücklicherweise bei der Eindämmung von Ebola eingestellt hat, wird zu einem gewissen Grad zum Nachteil für die Studie.
Autor: Daniel Theis SRF-Wissenschaftsredaktor

In Guinea wird der Impfstoff nun auf seine Wirksamkeit getestet. In einer sogenannten Ring-Impfung werden frewillige Personen geimpft, welche mit Ebola-Kranken in Kontakt kommen. Es wird also eine Art Schutzring aufgebaut.

Es gilt, die Krankheit aufzuhalten

Alle erhalten die Impfung freiwillig. Ein Teil der Freiwilligen wird aber erst mit einigen Wochen Verzögerung geimpft. Nur so kommen die Wissenschafter zu Vergleichsdaten. Wenn überhaupt: Denn wer mit Ebola-Kranken zu tun hat, sollte sich so gut schützen, dass er gar nicht angesteckt wird. «Der Erfolg, der sich glücklicherweise bei der Eindämmung von Ebola endlich eingestellt hat, wird so zu einem gewissen Grad zum Nachteil für die Studie», erklärt Theis.

Trotz allem: Die jüngsten Erfolge lassen vor allem für die Zukunft hoffen. Denn Ebola könnte sich jederzeit wieder zu einer unkontrollierbaren Epidemie ausbreiten.

Dann gilt es, die Krankheit aufzuhalten. Bedenken, dass der heute entwickelte Impfstoff dereinst gar nicht wirkt, weil sich das Virus verändert – so wie man es von Grippeviren kennt – müsse man kaum haben, sagt Spezialist Genton: «Seit das Ebola-Virus erforscht wird, hat es sich nicht stark verändert.» Vielleicht seien kleinere Anpassungen am Impfstoff nötig, aber die Grundlage sei da.

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