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International Ebola-Virus: Tödlicher Verwandlungskünstler

Der derzeitige Ebola-Ausbruch ist bei weitem grösser als alle früheren. Nun haben Forscher Veränderungen des Virenerbguts nachgewiesen. Dabei entzifferten sie das Erbgut von 99 Ebola-Viren der derzeitigen Epidemie. Fazit: Der Krankheitserreger verändert sich schnell.

Die in Westafrika grassierende Variante des Ebola-Virus' unterscheide sich an mehr als 300 Stellen von den Erregern früherer Ausbrüche, berichten die Forscher im Fachjournal «Science». Zudem fanden sie über 50 Mutationen, die während der aktuellen Epidemie auftraten.

Science-Originalreport

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Die Originalarbeit von Pardis C. Sabeti et al ist in der Zeitschrift Science erschienen. Ergänzende Erläuterungen zum wissenschaftlichen Text liefert die Journalistin Gretchen Vogel in derselben Ausgabe des Wissenschaftsmagazins.

Erreger von 78 Patienten

Die Wissenschaftler um Pardis Sabeti von der Harvard University in Cambridge (US-Staat Massachusetts) stellen ihre Daten öffentlich zur Verfügung und hoffen, dass dies bei der Entwicklung schnellerer Tests sowie von Impfstoffen und Therapien hilft. «Unsere Daten können nicht zeigen, ob die Unterschiede mit der Schwere des Ausbruchs zusammenhängen», schreiben sie.

Es sei auch nicht daraus abzulesen, ob der Erreger-Typ gefährlicher ist als frühere Varianten. Die untersuchten Erreger stammen von 78 Patienten, die von Ende Mai bis Mitte Juni in Sierra Leone registriert wurden. Einigen war wiederholt Blut entnommen worden.

Erste Infektion über ein Tier

Der erste Patient habe sich vermutlich bei einem Tier infiziert, berichten die Forscher in «Science». Danach seien die Erreger wohl nur noch von Mensch zu Mensch übertragen worden. Der derzeitige Virenstamm hat sich den Forschern zufolge wahrscheinlich innerhalb des vergangenen Jahrzehnts aus einer im mittleren Afrika vorkommenden Version entwickelt.

Von Guinea nach Sierra Leone sei er durch Teilnehmer einer Beerdigung gekommen, schreiben sie mit Verweis auf Studien des Gesundheitsministeriums von Sierra Leone.

Hohe Mutationsrate

«Es ist das erste Mal, dass die Veränderungen von Ebola-Viren während eines Ausbruchs untersucht wurden. Man sieht, wie sich der Erreger dabei entwickelt hat», kommentierte Bernhard Fleischer, stellvertretender Vorsitzender des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. «Die Mutationsrate ist doppelt so hoch wie in der Natur. Möglicherweise führt das Immunsystem der Menschen dazu, dass sich mutierte Viren durchsetzen, die sich besser vermehren können.»

Ein Virus
Legende: Wandelbar und hoch ansteckend: der Ebola-Erreger mit einem Elektronen-Mikroskop aufgenommen. NIAID

Ob die Mutationen zu einem anderen Verhalten der Viren führen, dass sie beispielsweise infektiöser oder gefährlicher werden, müsse noch untersucht werden. «Es wird sicher noch viele Monate dauern, bis man weiss, was diese Mutationen bedeuten», sagte Fleischer.

In 35 Tagen doppelt so viele Patienten

Der derzeitige Ausbruch ist der bislang grösste sowohl in Bezug auf die Patientenzahl als auch auf die räumliche Verbreitung. Er startete in Guinea, kam im März nach Liberia, im Mai nach Sierra Leone und im Juli nach Nigeria.

Die Zahl der Patienten verdoppelte sich nach Angaben der Forscher binnen knapp 35 Tagen – sie stieg also exponentiell. Fünf der 78 an der Studie beteiligten Menschen starben an Ebola, bevor der Artikel veröffentlicht wurde.

Dramatisches Szenario

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet mittlerweile mehr als 20'000 Ebola-Infizierte in den kommenden Monaten. Das teilte die Behörde in Genf bei der Präsentation eines Notfallplans mit. Selbst bei vollständiger Umsetzung des Plans könne die Epidemie in Westafrika noch neun Monate andauern.

Neue Statistiken der Behörde zeigen, dass sich die Krankheit immer schneller ausbreitet. Die Zahl der bestätigten und Verdachtsfälle stieg demnach bis zum 26. August in Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone auf insgesamt 3069. Etwa jeder zweite Infizierte (1552) starb. Tatsächlich könnten die Zahlen zwei bis vier Mal so hoch liegen, warnte die WHO.

Eine Frage der globalen Gesundheitssicherheit
Autor: Bruce Aylward Vizegeneraldirektor der WHO

Mehr als 40 Prozent der registrierten Erkrankungen wurden in den vergangenen drei Wochen erfasst. Bekannt ist der Ausbruch seit fünf Monaten. «Es handelt sich nicht um eine westafrikanische Angelegenheit, sondern um eine Frage der globalen Gesundheitssicherheit», sagte der Vizegeneraldirektor der Organisation, Bruce Aylward.

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